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Vögeln tut man in Kroatien scheinbar mit Durex Gummis...

Vanlife in Kroatien

  • IronVan

Was ich über Kroatien wusste, bevor wir über die Grenze gefahren sind:

Liegt am Meer. Man sollte nur mit Schuhen ins Wasser (dachte auf Grund der Steine, keine Sau hat mir je wat von Seeigeln erzählt). Soll schön sein da. Klippen, von denen man ins türkisblaue Wasser springen kann, haben die wohl. Das riesen Sauffestival (Spring Break?) ist jährlich.
Ansonsten? Nix.
Ja ja, du weisst sicher noch tausend andere Sachen über das Land, weil du schon mal da warst und überhaupt, ist ja Allgemeinwissen und so...Blabla. Du weisst dafür wahrscheinlich nicht mal, wie deine eigene Niere funktioniert, find ich auch wichtig :-P

Was ich jetzt nach drei Wochen Kroatien über das Land weiss und darüber denke:

Fakten die mich interessieren googel ich natürlich. Oben auf der Prioliste dabei immer: Wieviele Menschen, wie alt werden sie, wat wächst hier, was lebt hier, was baut man hier an? (Quelle Wikipedia)
4.437.460 Einwohner. Die Lebenserwartung beträgt etwa 78 Jahre. Angebaut werden Zuckerrüben, Tüffeln, Weizen, Mais, Wein, Obst und Tabak. Und eine wichtige Einnahmequelle für den guten alten Kroaten ist der Fischfang (ansonsten Rinder-, Schaf- Schweinezucht).
Die Strassen sind ein Traum. Wunderschön, endlos an der Küste. Man sieht, das alle Jubeljahre mal n riesen Stein von oben raufgedonnert gekommen ist, aber man gibt sich Mühe, die Spuren schnell zu beseitigen. Gefühlt in jeder Kurve hat es ein Kreuz...und Blumen... :-( Die Motorradfahrer heizen hier wie die Nassen (überraschenderweise doch oft auch die mit deutschem Kennzeichen, die dann auch immer wieder in einer Kurve übers Ziel hinausschiessen- auf vielen Kreuzen steht „Olaf“ oder „Peter“- also eher nicht so die typisch kroatischen Namen).

Die Bura. Mein persönlicher Feind hier in diesem Land.

Böige, orkanartige Fallwinde. Sie zählen zu den stärksten der Welt. Können mal gut und gerne bis zu 250 Sachen drauf bekommen. Deswegen sperrt man hier zum Teil die Küstenstrassen mal ganz spontan für Transporter. Man berichtete uns, dass es schon SUVs über die Leitplanke die Klippen runter gepustet hat. Diese Information hat mir die Frage beantwortet, warum die in diesem Land keine „richtigen“ Rettungswagen fahren, sondern nur die kleinen T4 und Co. Ja logisch. Die haut es wenigstens nicht um, wenn es stürmt.
Für mich war der ständige Wind auf dem Fahrrad definitiv eine Herausforderung. Und das ein oder andere Mal hatte ich vielleicht auch n Klecks in der Hose, als ich mit über 50 km/h den Berg runter geheizt bin und ohne Vorwarnung eben genau so eine Böe kam.
Aber ein Lobeslied auf die Auto- und Brummifahrer. Sie halten beim Überholen schön artig Abstand. Die LKW`s hupen in der Regel vorher, damit man nicht erschrickt, wenn plötzlich n 40 Tonner an einem vorbei hämmert.
Und genau diese Freundlichkeit der Menschen haben wir auch im Alltag erleben dürfen. Mit Englisch als Verständigungssprache sind wir übrigens super gut durchgekommen und egal wen wir was gefragt haben, wir haben immer sehr liebe und nette Antworten bekommen.

In Mali Ston haben wir vier Nächte verbracht. Ohne es zu wissen befanden wir uns direkt in einer der grössten Gebiete für Austernzucht in Kroatien. Jeden Morgen haben wir die Jungs beobachtet, wie sie raus gefahren sind und fleissig waren. Am Abend kamen sie zu uns und gaben uns diese angebliche Delikatesse zum probieren. Naja...über Geschmack lässt sich streiten. Aber allein die Geste, dass sie uns einladen, uns zu ihnen zu setzen, und von ihrem Wein in Plastikflaschen (nein danke ;)) anbieten und uns ihre Austern zum futtern geben.
Spannend, wie die Zucht funktioniert, und wie die Schalen aufgebrochen werden. Man erntet vorzugsweise März/ April, weil sie da am saftigsten sind. Und in dieser Region wachsen sie so hervorragend, weil ein grosser Süsswasserfluss ins Meer mündet.

Die grossen Städte haben wir meist nur im Vorbeifahren gesehen. Lediglich Pula und Dubrovnik haben wir etwas intensiver kennengelernt, weil wir dort in die City mussten um einen PCR Test machen zu lassen. Dubrovnik ist Wetkulturerbe und das zu Recht. Wunderschöne Altstadt. Schnuggelig, mit Burgen und Stadtmauern und mittendrin die Orangenbäume. Hat uns sehr gut gefallen. Und der Waschsalon da auch :-)
In den anderen grossen Städten fallen die riesigen Industrien auf (Erdgas, Erdöl, Braun-/Steinkohle, Betonwerke und Chemieunternehmen).

Corona scheint in Kroatien nicht so ein grosses Thema zu sein.

So ist zumindest unser Eindruck. Die Terrassen von Restaurants sind geöffnet und die Menschen sitzen „wie früher“ ohne Mundschutz zusammen und geniessen ihren Kaffee in den kleinen herzigen Hafendörfchen. An Bushaltestellen trägt man keinen Mundschutz. Bei der Zollkontrolle nach Bosnien rein, an der wir auseinander genommen wurden hat der Zollbeamte nur abgewunken, als wir unsere Masken aufsetzen wollten.
Bezahlen tut man mit Kuna, Umrechnungsfaktor ist ca. sieben und einzukaufen ist im Vergleich zur Schweiz natürlich ein Schnäpper. Vegane und Vegetarische Alternativen muss man allerdings in den Supermärkten suchen. Das gehört nicht wirklich ins Standardsortiment. Sind dann im vierten Geschäft fündig geworden und haben uns ordentlich eingedeckt.
Die Friedhöfe scheinen einen sehr hohen Stellenwert zu haben. Sie sind stets an den schönsten Orten, auf den schönsten Hügelchen. Es scheint, also sei es wichtig, dass die geliebten Menschen ihre letzte Ruhe mit einer guten Aussicht haben. Alles sehr gepflegte Anlagen. Find ich extrem toll und würdevoll.

Ansonsten sind die Städte und Dörfer sehr sauber. Man sieht selbst im hinter letzten Timbuktu einen süssen Opi mit einem Sack und einer Zange an der Strasse langlaufen, der den Müll einsammelt.
Sobald man die Hauptstrasse verlässt und runter zur Küste fährt hat der Arschloch Mensch allerdings wieder gewütet. Vögeln tut man scheinbar mit Durex Gummis, denn wir hatten in drei Wochen nicht einen Stellplatz, wo wir nicht eine Verpackung davon gefunden haben. Man schämt sich für die eigene Rasse, wie viel Müll und Plastik einfach achtlos in die Natur gefeuert wird. Das macht mich richtig wütend. Zumal es hier wirklich einfach ist zu entsorgen. An den grossen Strassen stehen überall riesige öffentliche Tonnen. Wir haben auch beobachtet, wie ein LKW nachts auf einen Parkplatz gefahren ist und einfach seinen Bauschutt ins Gebüsch geladen hat. Miststück!

Blick auf das offene Meer muss man in Kroatien allerdings suchen. 1246 Inseln schmücken die Küstenregion, man schaut also eigentlich immer auf eine. Auch wenn das ja angeblich Pflichtprogramm ist, wir sind auf keine einzige gefahren. Wir haben auch keine Bootstour mit der Hoffnung auf den Hintern vom Delfin zu glotzen mitgemacht.
Vielleicht sind wir eben einfach nicht die typischen Touristen. Deswegen sind wir auch in Seeigel gelatscht und waren verdattert, dass hier gefühlt an jedem 3. Baum n Schild genagelt ist, wo drauf steht, dass offenes Feuer verboten ist. Hier hat`s vor n paar Jahren mal ne halbe Insel abgefackelt, weil Touris n kuscheliges Feuerchen gemacht haben.

Das schlimmste Unwetter, was es seit Jahrzehnten in Kroatien gab haben wir natürlich auch mitgenommen.

Sturm, Schnee und als Sahnehäubchen noch n Erdbeben.

Naja, kann man mal machen, wenn man im IronVan an der Küste steht, es den Schnee durchs Dachfenster reindrückt und man eindeutig einmal zu oft „Twister“ geguckt hat und das Gefühl sich breit macht, wir werden gleich „raufgezogen“.

Mein Fazit zu Kroatien:

Isch a Träumschen und bekommt von mir 75 von 112 möglichen Seeigelchen.

Kann ich voll empfehlen. Trainingstechnisch ein Paradies, aber sicherlich nicht, wenn man absoluter Newbie ist. Das Fahren bei den Winden bedarf definitiv n bissl Sicherheit auf dem Drahtsel. Das Rennen über teils steinige Klippen oder über unbefestigte Wege auf irgendwelche Berge ist auch nicht unbedingt was für Mensch mit Knieproblemen.
Sightseeing mässig kann ich mich nicht äussern, weil interessiert mich nicht- da müsst ihr Reiseblogs von richtigen Bloggern lesen ;).
Für uns ist die Natur wichtiger, als die Städte und diese ist hier wunderschön. Ich konnte mich nicht satt sehen an den türkisen Buchten mit den kleinen lila Seeigelchen und den vielen Muschelnetzen.
Die Stellplatzsuche lief für uns immer nach Bauchgefühl und wir hatten nie Probleme. Einige Wege sind mit rostigen Schranken abgesperrt oder es hat grosse „PRIVAT“ Schilder, aber wir haben immer eine super Alternative direkt am Meer gefunden.
Wasser konnten wir an Tankstellen gratis auffüllen und Trinkwasser kostet im Supermarkt n Appel und n Ei (6l für 1,50 €).
Unsere Erwartungen von diesem Land wurden voll und ganz erfüllt.
Danke Kroatien, wir werden dich weiterempfehlen!