Once upon a time ...
Was ist passiert, dass ich plötzlich bis zu 21h die Woche trainiere?
- Geschichten aus dem Leben
Ich war immer schlank..und nie sportlich. Warum sollte ich auch. Macht man ja schliesslich nur zum Abnehmen. So war meine frühere Lebenseinstellung. Ich hätte auch gar keine Energie gehabt. In Deutschland mit etlichen Überstunden und nach der Arbeit einfach nur völlig fertig ins Nest gefallen um am Morgen um 04:00Uhr wieder aufzustehen und in die Bude zum racken zu fahren.
Dann wanderte ich aus. Gefühlt haben alle um mich rum trainiert. Überall wurde gejoggt, geradelt, geskatet und so weiter. Und das neue Leben in der Schweiz ermöglichte mir auch, nach Feierabend noch weiter "zu leben".
Also kaufte ich mir ein MTB und versuchte mich an ein paar Trails. Spass hat's gemacht. Ab und an ging ich mal rennen. Natürlich war ich ne Nulpe, aber Fun war für mich schon immer Prio Number One.
Dann kam mein bester Freund ins Spiel, der gerade voll auf dem Triathlon Trip war. Ständig sagte er mir, ich habe doch so viel Potential und solle es doch mal versuchen. Tz... wofür? Dann war ich als Support für ihn zum ersten Mal mit bei einem Triathlon. Ich sah die Typen und dachte "Shit, so ne krasse Sau willst du auch sein!". Und schwuppsdiewupps hatte ich Blut geleckt. Ich hatte ja schliesslich nix zu verlieren. Also wurde voll hobbymässig ein bissl mehr geschwommen, ein bissl mehr geradelt (auf dem MTB) und gelaufen.
Schnell wurde klar, das macht mir wirklich sowas von Freude, ich will mehr davon. Ich abonnierte die Triathlon Zeitschrift und begann mich selbst nach den darin befindlichen Triathlontrainingsplänen zu trainieren. Ende 2015 kaufte ich mir meine erste Garmin.
In der Nike Hot Pants und dem Sport BH absolvierte ich das erste Mal 100km auf dem Mountainbike. Details über den Zustand meines Arsches danach erspare ich euch jetzt hier.
Es fing an mit ein paar Asics aus dem Schlussverkauf, Sportklamotten von Zalando und einem Mountainbike aus dem "Sportoutlet".
Es wurde zu etlichen Salming Runningshoes (man braucht ja schliesslich unterschiedliche Modelle ;) – Trail, Strasse, schnell, bequem, Barfussschuhe usw. usw.), 4 Fahrrädern (das gute alte MTB, das Kuota Rennrad, der "Bro"- das Zeitfahrrad, und meine liebevoll genannte "Winterhure" für Bike2work etc. ). Die alte Rolle wurde gegen einen Smarttrainer getauscht. Beim Schwimmen begann alles mit dem Triangel Bikini und endete nun mit unzähligen verschiedenen Modellen, dem PullBuoy, den Paddles, den tausenden Badekappen, dem Brett, den 5 versch. Schwimmbrillen, den Flossen, den Unterwasserkopfhörern, den versch. Neoprenanzügen, der Boje und blablabla.
Ferien werden an Hand von Raceterminen gebucht. Wochenenden für verschiedene Events oder grosse Einheiten verplant.
Wenn Samstagmorgen die Menschen besoffen von der Party heim kommen, steh ich das erste Mal auf um ne Nüchterneinheit zu absolvieren.
Unzählige Stunden habe ich seit 2015 mit Training verbracht und nicht eine Sekunde davon bereut. Nicht ein Race traurig oder unzufrieden beendet, nicht ein einziges Mal an der Sinnhaftigkeit meines Sports gezweifelt. Jeden Rappen, den ich in dieses Hobby investiert habe war es mir wert. Ich könnte mein Geld auch für Highheels, Essen gehen oder feiern ausgeben, aber nein, ich habe mich für einen anderen Weg entschieden, denn dieser gibt mir soviel mehr.
Wir Triathleten haben sicher alle ne Macke und verstehen kann uns nur der, der das Selbe tut. Aber ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich Wurscht, ob man mich versteht, oder gut findet, was ich tue. Fakt ist, ich bin ziemlich gern allein... bin auf Arbeit ein absoluter Teamplayer, aber in meiner Freizeit brauche ich absolut keine Menschen um mich rum. Stundenlang allein im Wasser, auf dem Rad oder in den Laufschuhen, dass bringt mir innere Zufriedenheit. Nicht die Lästerschwestern beim Brunch oder das Gelaber über vollgefurzte Windeln oder die Masern. Natürlich habe ich Menschen, die eine grosse Rolle in meinem Leben spielen. Aber das sind eben die wenigen Menschen, die meine Einstellung akzeptieren, mich kennen, wissen wie sie mich nehmen müssen und wissen, erste Priorität in meinem Leben wird immer der Sport haben, denn das tue ich für mich und mein Glück. Und wenn ich nicht mit mir zufrieden bin und nicht glücklich, dann wird’s schwer für "Freunde".
Was ich mit dem Blog sagen will: Step by step. Wir fangen alle klein an und entwickeln uns langsam. Es muss nicht auf Anhieb die teuerste Ausrüstung und die spektakuläre Langdistanz sein.
Ich bin, genau wie viele von euch, ein ganz kleines Lichtlein am grossen Agegrouper Himmel... aber ich leuchte schon ein bisschen mehr, als noch vor 4 Jahren. Und es gibt etliche Athleten, zu denen ich hinaufblicke, die ich bewundere und von denen ich sehr viel lernen kann. Und ich kann von ihnen profitieren, auch wenn ich weiss, dass ich nie im Leben eine Mitteldistanz in 04:12h absolvieren werde. Vor einigen Jahren hätte ich ja nicht mal gedacht, dass ich überhaupt mal in der Lage bin, eine Finishline zu überqueren ☺