#longrun mal wörtlich genommen
Sept. 2018: "Hey, jemand ne Idee für n spontanen Wochenendtrip"- Frage von Thea auf Insta. Ich hab die Frau noch nie gesehen, folge ihr jedoch schon sehr lange und mit viel Begeisterung. Also schreibe ich ihr, sie soll doch nach Zürich kommen. Sie antwortet mir: "Wie weit ist es um den Zürisee?" "65km, wieso?" Und Thea: "Rennen wir rum?" Ähm…ernsthaft? Die spinnt ja völlig!!! Geil, ich bin dabei.
Wir treffen uns am Morgen am See. Gemeinsam mit Püppen und ihrem Dad, der sich bereiterklärt hat, uns den Bikesupport zu machen und unsere Getränke und Gels zu transportieren. Vor 2 Wochen habe ich meine erste Mitteldistanz gefinisht, von daher ist das sehr hoch gesteckte Ziel einfach nur "Rumkommen". Bei wettertechnisch besten Bedingungen starten wir unser Abenteuer. Nach 14km muss Püppen auf Grund von Hüftproblemen leider abbrechen und fährt heim um ihr Bike zu holen und später ihren Dad abzulösen. Km 30- Thea und ich fühlen uns taufrisch und schnattern ohne Ende. Zwischenstopp bei Mc Donalds in Rappi- erstmal Burger und Cola Ab Km 40 bekommt Thea leider Rückenprobleme und steigt schlussendlich bei km 41 in den Zug. Ich werde von Püppens Dad bestens unterhalten und er erzählt mir viele spannende Geschichten über die Schweiz, Politik und Wirtschaft. Themen, von denen ich keine Ahnung hab und somit auch nicht antworten kann/muss. Aber ich bin abgelenkt und meine Beine laufen schier von alleine. Ab Km 50 ist Püppen dann mit dem Bike an meiner Seite. Langsam fängt der Kampf an. Das Knie macht Probleme, die Beine werden schwer, der Kopf spinnt. Auf dieser Seeseite sieht einfach alles gleich aus und ich habe das Gefühl auf der Stelle zu rennen. Ich merke, dass mir die Energie ausgeht. Ca. 10km vorm Ende knie ich für 1 Minute auf dem Asphalt, schlage mit den Händen auf den Boden und sage laut zu mir selbst: "Wenn du sagst du rennst um den verfi***** See, dann rennst du auch um den See!!!" Ich komme völlig an meine Grenzen. Und ich schaffe es! Ich überschreite sie…renne um den Zürisee. 65.23km, 4077Kalorien, 7:02:01h, 165 Hm- Durchschnittspace 6:28min/km.
Einer meiner schönsten und zugleich schmerzhaftesten Erfahrungen (vor allem die Tage danach ), die ich in meinem Leben bis jetzt gemacht habe. Und ein Tag, den ich ganz sicher nie vergessen werde. Schmerz vergeht, Stolz bleibt- selten hat dieser Satz so gut gepasst.
Was habe ich gelernt aus diesem Tag? Du kannst alles, du musst es nur wollen und Grenzen existieren wirklich nur in deinem Kopf. Bis zu diesem Tag war die weiteste Distanz, die ich gerannt war 25km. Ich hab dann also mal 40km drauf geschmissen.
Gekostet hat mich dieser Tag, abgesehen von n paar Zehnägel nix, aber er hat mich soooo viel reicher gemacht.