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Interview mit Mr. IronMan Part two

Auf der Radstrecke hat es nur einen Schiedsrichter und der trägt Scheuklappen

  • Race hard, baby

1. Die PTO wird immer stärker, wie reagiert Ironman?

IM: Diese Frage zu beantworten ist nicht Nicos Flughöhe, das müssen Menschen «weiter oben» sagen. Offensichtlich ist, dass sich diese zwei Veranstaltungen komplett in der Organisation unterscheiden. Aktuell ist die PTO extrem auf die Profis ausgelegt. Sie locken mit sehr hohen Preisgeldern. Wie und ob Ironman reagiert, wenn die PTO auch Preisgelder für Agegrouper ausschüttet, wird sich dann zeigen müssen, ist aber aktuell kein Thema.
Ironman beobachtet die Entwicklung aktuell sehr gespannt und ist offen, auch voneinander zu lernen. Konkurrenz belebt das Geschäft 😊
Was bereits länger angepasst ist, ist das Frauen und Männer Profis nicht mehr gemeinsam starten. Dadurch konnte das Preisgeld für die Profis erhöht werden und die mediale Aufmerksamkeit für jedes der beiden Geschlechter ist gestiegen.

2. Wieviel Starter sind nötig, um Gewinn zu erzielen?

IM: Wenn sich ein Rennen nicht rentiert, wird es abgesetzt. Die Zahl ist nicht fix. Jedes Rennen ist unterschiedlich. Abhängig ist dies von dem Investment der verschiedenen Sponsoren an der jeweiligen Veranstaltung und davon, wieviel die Gastgeberstadt auch noch investieren kann/will.
Der Richtwert liegt so bei 2500-2800 Anmeldungen, die möglich sind. Wenn die Kapazität an einem Ort nicht ausreicht, um mindestens 2000 Athleten starten zu lassen, dann kommt dieses Gebiet von Anfang an nicht für ein Rennen in Frage.

3. Weswegen gibt es Graz, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Rügen nicht mehr?

IM: Es gibt Lizenzrennen. Da hat es dann eine Vertragsdauer. Ggf. wird dieser Vertrag nach Ablauf von einer der beiden Seiten dann eben nicht verlängert. Von extrem grosser Bedeutung für unsere Rennen ist das behördliche Backup, um Bewilligungen für Strassensperrungen usw. zu bekommen.

4. Warum gibt es in Österreich nur ein 70.3 Rennen?

IM: In der Schweiz gibt es auch nur eins, ist etwa gleich gross. Es wird sich jedoch aktuell nach einer zweiten Location umgeschaut.

5. Warum Startgebühr für unter 25 Jährige nicht niedriger?

IM: Weil Tofu in der Migros für den Opa und den kleinen Bengel gleich viel kostet.
C: Geil, love it- die Antwort hätte von mir sein können.

6. Warum werden die Women4 tri Slots nicht gleichmässig verteilt?

IM: Das entscheidet die Women4tri Abteilung anhand von Analysen und so weiter. Je nachdem, wo halt immer wenig Frauen gestartet sind und man mehr Girls an den Start bekommen möchte.

7. Startgeld senken und mehr Essen.

C: Mit blutet auch jedes Mal das Herz, wenn ich meine Kreditkartenangaben in die Tastatur hämmere, weil ich mich für das nächste Event angemeldet hab. Dat ist schon ne Latte Geld. Aber hey…es ist Triathlon. Es ist kein billiger Sport, das haben wir alle gewusst. Und wir sparen ja die Kohle, weil wir auf Grund des ganzen Trainings keine Zeit mehr haben am Wochenende besoffen die Fuffis durch den Club zu schmeissen.

Trotzdem interessiert mich auch, wo die Kohle hingeht, die ich da überweise und was genau davon alles bezahlt wird. Und ich persönlich finde ja auch, Triathlonräder sollten viel, viel billiger sein, ich glaub, ich schreib gleich mal Argon18 und Canyon an…verdammte Frechheit die Preise :-P.
IM: Von deinem Startgeld wird u.a. bezahlt: Streckensicherung, Rucksack, Medaillen, Aufbau Wechselzone etc., die Mitarbeiter von Ironman, Medical, Polizei, Wasserrettung, Verpflegung auf der Strecke und im Ziel, Musik, Ligh, Bühne, Miete für Locations (wenn Registration zum Beispiel in Gebäuden der Stadt stattfindet), Infrastruktur (Beispiel- Strandbad Klagenfurt will natürlich auch n Schein sehen, wenn die n Tag nicht offen haben können, weil IM ist), Shuttlebus, Sound, Gitter, Schiedsrichter, Verbandsabgabe, Eventgebühr, Volunteers.

Zum Thema Essen. Das Feedback, dass Essen sei nicht gut genug, nicht abwechslungsreich bzw. nicht ausreichend kam von einigen Athleten. Dementsprechend wird Ironman versuchen, das weiter zu optimieren.
C: Ich hab bis jetzt nach jedem Race mehr als genug gekühlten Redbull bekommen. Ansonsten kann ich so direkt danach eh nix essen. Stopf mir vielleicht n Muffin im Vorbeigehen rein, weil mein Kopf mir sagt, dat wäre jetzt noch schlau. Aber wenn mir die kleinen Ironmännekiken da so mit ihren vollbeladenen Tellern entgegenkommen bin ich doch immer wieder baff erstaunt, was die da alles drauf haben. Aber wir sind verwöhnt und wollen immer mehr und schauen natürlich zur Konkurrenz. Ich denk da so an meine Zeit als Abteilungsleitung im Spital. Einer fängt an, den und den Service für Privatpatienten anzubieten und schon musst du einfach mitziehen, weil du eben musst.
Also Ironman: Ich hätte gerne nach dem Race: Vegane Bolognese, Crepes, vegane Burger, Bananenbrot und noch gern n leckeres Eis auf die Kralle. Wahrscheinlich gibt’s all das schon, aber ich habs nie gesehen weil ich immer nicht schnell genug da weg kommen kann von all den Triathleten. Kannst es auch echt nicht jedem Recht machen…

8. Steht der Athlet wirklich noch im Fokus? Challenge wirkt weniger kommerziell.

IM: Ironman ist ein gewinnorientiertes Unternehmen. Der Kunde, in dem Fall der Athlet ist definitiv der Mittelpunkt. Und ja, Challenge ist auch weniger kommerziell.
C: Was ist immer nicht kapier, warum allen Ironman vorwerfen, sie wären nur auf Kohle aus. Welches Unternehmen ist das nicht? Muss man sich denn dafür schämen? Oder der Vorwurf «Ja, ihr habt das und das Rennen abgesägt, weil es nicht Kohle eingebracht hat». Ja man, wenn der Bäcker auf seinen Butterbretzeln drei Tage sitzen bleibt, dann schmeisst er sie doch auch aus dem Sortiment. Schlussendlich geht es doch immer um Kohle, wo nicht?
Und Hand aufs Herz…wir sind alle schon beim Dorftriathlon um die Ecke gestartet, wo wir eben nur n Appel und n Ei für die Anmeldung bezahlt haben. Und was haben wir davon? N Turnbeutel mit Sonnencreme und 30 verschiedenen Flyern aus der Umgebung drin. Auf der Radstrecke sind wir dann hinter nem Bus hinterher geeieert, weil die Strassen nicht richtig gesperrt sind. Im Ziel gabs n feuchten Händedruck und n lauwarmes Wasser. Keine Medaille, kein Buffett.

9. Wer stellt die Schiedsrichter? Wieso sind das immer so wenige und haben die eigentlich wirklich ne Ausbildung?

IM: Die Schiedsrichter muss der Verband stellen (DTU, Swiss Triathlon etc). Ja, diese sind alle ausgebildet. Für einen 70.3 braucht es ca. 25 Schiedsrichter. Im Idealfall sitzen 15 davon dann auf dem Motorrad auf der Radstrecke. Ausserdem hat es welche beim Schwimmstart (die kontrollieren ob sich an Neoverbot bzw. andere Regeln gehalten wird, keine Fehlstarts usw.). Es hat welche in der Wechselzone, es hat welche im Penalty Zelt und an der Finishline (C: damit du noch eine vorm Latz kriegst, wenn du so n Hoschi bist, der Weib, Katz und Kind mit aufs Zielfoto zerren will).
C: Irgendwie hab ich das Gefühl, wenn ich race hat es immer nur einen einzigen Schiedsrichter auf der ganzen Radstrecke und der fährt mit Scheuklappen rum.
IM: Es kann schon sein, dass ich einfach immer denselben sehe, es hat aber definitiv mehr auf der Strecke. Zum Thema Scheuklappen- die Schiedsrichter werden von ihren Verbänden ausgebildet.
C: Eigentlich bräuchte es gar keine, wenn alle Athleten sich sportlich verhalten würden und nicht immer ewigs lutschen würden auf der Strecke.

10. Wieviel Helfer braucht es für die verschiedenen Rennformate?

IM: Für den 70. 3 braucht es ca. 800 Einsätze und für die Langdistanz 1500.
C: Bevor ich überhaupt wusste was Triathlon ist war ich als Volunteer bei Ironman. Ich habe meherer Jahre sowohl auf der 70.3 Radstrecke, als auch auf der Laufstrecke bei der Langdistanz geholfen. Eine mega tolle Erfahrung, die jeder mal machen sollte. Es gibt sicher auch mal n Event, an dem du nicht starten kannst…brichst dir keinen ab, wenn du dir mal die andere Seite der Kiste anschaust und selbst mit anpackst, ganz im Gegenteil.

End of Story.

Einige Fragen habe ich zusammengezogen, weil sie sehr ähnlich waren. Ich habe mit Nico noch über tausend andere Dinge gesprochen, die ich hier nicht alle schreiben kann, weil das sonst einfach zu lang wird. Was IM für Nachhaltigkeit tut, was die schönsten Trophäen für AG waren, was es so für Zwischenfälle gab und und und.
Wenn ihr Interesse an ner Fortsetzung habt, oder doch noch Fragen aufploppen, dann meldet euch bei mir und wir machen gern n 2.0.

Ich danke euch, für eure Fragen und natürlich n fettes Danke an Nico, dass er sich die Zeit genommen hat, sich von mir löchern zu lassen :-).