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Endlich wieder n 70.3 gefinisht

Auf flacher Strecke kann ich trotzdem gut Lack machen und die Gockel einsammeln, denen fast der Piephahn abfällt, wenn sie checken, dass sie gerade von dem Geschöpf mit Eierstöcken eingetütet wurden.

  • Race hard, baby

Mein letzter Ironman 70.3 war im Februar 2020 in Dubai. Es ist also eine Weile her, dass es im Schlübber anständig gekribbelt hat (also aufs Racefeeling bezogen 😉).

Normalerweise ging mir schon 30 Tage vorm Race immer wieder der Countdown durch den Kopf. Ich war unruhig, nervös, ängstlich, voller Vorfreude, aufgeregt, alles zusammen.
Diesmal war alles anders.
Ich war echt relativ entspannt.
Ich hatte so Bock, endlich wieder dieses Racefeeling zu haben. Natürlich hatte ich im Vorfeld ab und an Momente, wo ich an mir gezweifelt hab. Habe ich schliesslich komplett ohne Coach trainiert. Aber ich fühlte mich ready. Ich wusste, dass ich im Training Fortschritte gemacht habe. Und immer wieder kann ich nur betonen, ich bin ein Lappen an Agegrouper. Ich race für mich. Keine Sau interessiert meine Zeit am Ende. Kein Mensch gibt mir Kohle, wenn ich da ne neue Bestzeit rocke und auf die Schulter klopfen tun mir meine Liebsten so oder so. Ob ich versage und mit nem Krampf aus dem Wasser komme, oder ob ich das Schätzchen nach Hause bringe.

Jeder, der überhaupt an der Startlinie eines solchen Events steht hat ziemlich dicke Eier.

Denn da gehört in meinen Augen allein schon ne Menge Mumm dazu.

Meine Vorbereitung war also diesmal völlig aus dem Bauch raus. Ich habe mir beim Swim Unterstützung geholt, in dem ich mit Flipper persönlich trainiert habe und 2x zur Schwimmanalyse bei Roy Hinnen war.
Auf dem Bike habe ich viele, viele Stunden mit den Bad Boys im Sattel verbracht. Jungs, die keine Rücksicht nehmen. Jungs, die überhaupt nicht einsehen, dass ich 150km in ihrem Windschatten rumeier (was auch absolut nicht in meinem Interesse ist). Jungs, denen nicht das Genital abfällt, wenn ich vorne fahre. Jungs, die mich bei Intervallen gepusht haben wie Sau. Jungs, die mich Berge mit dem Gravel hochgejagt haben, die mir Angst gemacht haben. Jungs, denen ich schlussendlich n ziemlich geilen Bikesplit verdanke und mit denen ich wunderschöne Stunden und geile Gespräche mit ziemlich wenig Puste hatte.
Beim Laufen habe ich auch eigentlich alles auf den Kopf gestellt. In der Regel bin ich einfach losgerannt. Und habe dann spontan entschieden, wonach mir heute ist. Natürlich habe ich darauf geachtet, dass GA1 immer den grössten Teil meiner Trainingsblöcke ausmacht.
Und was ich oft gemacht habe- Kein Bike ohne Run. Wenn ich auf der Rolle trainiert habe, ging es danach immer aufs Laufband.

Startnummer holen und Check in verlief total entspannt.

Das mag ich eben an Ironman, dass man das alles im Vorfeld so machen kann. Yannick, mein Trainingsbunny und ich hatten doch wahrhaftig n Platz in der Wechselzone, fast nebeneinander- wie geil ist das bitte?

Raceday:

Die Nacht war okay. Zu spät ins Nest, aber gutgelaunt und voll motiviert aufgestanden. Kaffee und dann ab, rüber zum Trainingsbunny zum frühstücken. Im Gepäck die Trinkflaschen und das Squeezy Kohlenhydratpulver. Pustekuchen- hab natürlich schön den Proteinshake eingepackt. Der wäre nicht so nützlich auf der Radstrecke. Zum Glück kannte ich Yannicks Produkte von Sponser auch und hab sie im Training schon ab und an getestet, so dass ich das Risiko eingehen konnte, damit meine Buddeln zu füllen.
Die Fahrt zum Eventgelände war fantastisch. Wir haben uns immer wieder abgewechselt mit dem Püpschen in der Hose aber im Grossen und Ganzen hat die Motivationsmusik und die Vorfreude auf den Tag und die damit verbundene gute Laune überwogen.
Wechselzone:
Alles nochmal kontrollieren. Kopfhörer auf, Konzentration an. 100% Fokus. Temperatur um 07:00Uhr schon 28 Grad, Vorhersage für den Tag 36. Und so kam es auch.

Meine Mädels kommen zum Support. Wahnsinn!

Sie haben Pappschilder gebastelt. Sie sind da, übernehmen den Job der Foto-/ Videodokumentation und gehen perfekt auf mich ein. Sie sind unbezahlbar! Lena macht mir spontan Battlebraids, Luzia hilft mir beim Neo anziehen. Und schon sehe ich die ersten lila Badekappen ins Wasser springen und sehe zu, dass ich mich nach vorne drängle und auch loslegen darf. Ich verbringe keine 3 Minuten in der Schlange und schon kommt der Sound. DER Sound. Piep, piep, piep, pieeeeeep- Action. Beastmode on, its Raceday, go out and kick some ass.
Die ersten 300m sind, wie im Training auch, unruhig. Ich muss mich erst finden. Nehme es aber gelassen, weil ich weiss, dass es so ist. Dann kommt es langsam. Ich sammle einen nach dem anderen ein. Jedesmal das Gleiche. Sie ordnen sich bei einer Zeit ein, schwimmen aber schlussendlich wesentlich langsamer. Was zwar kurzzeitig mein Ego pusht, weil ich überholen kann, mich aber mehr Energie kostet, weil es keine Zehen vor mir gibt, an denen ich lutschen und somit Kraft sparen kann.
Bei der 600m Boje denke ich an meine Perle, du weisst warum. Der Wendepunkt kommt. Alles ist gut gelaufen. Jetzt bin ich im Rhythmus und freue mich drüber- und bäm, krieg ich einen auf den Dassel, weil ich irgendwie zu nah überholt habe oder einer mal wieder im Zick Zack vor mir geschwommen ist. Anyway. Weiter geht. Ratz fatz ist das Schwimmen vorbei. Ich komme raus, gucke auf die Garmin und bin zufrieden. Der Wechsel läuft einwandfrei und ohne besondere Zwischenfälle.

Freudestrahlend und von der Girls angefeuert springe ich auf den Bro und bin in meinem Element.

Jetzt heisst es- Hirn anschalten. Ich bin die Strecke in den letzten 2 Jahren ca 10x gefahren. Ich kenne die Anstiege, habe aber im Training nie die jetzt zu absolvierenden zwei Loops gemacht. Und ich darf mich auf den flachen Abschnitten bzw. auf der ersten Runde nicht so zerballern, dass ich beim zweiten Mal verrecke oder nachher beim Run völlig abloose. Ich habe Spass. Verdammt hatte ich Spass. Ich bin sehr leicht durch Zuschauer zu motivieren und die Stimmung an den Anstiegen hat ausgereicht, um mich aus dem Sattel zu kriegen und Wattewerte zu drücken, an die im Training nie auch nur ansatzweise zu denken war. Auf flacher Strecke kann ich trotzdem gut Lack machen und die Gockel einsammeln, denen fast der Piephahn abfällt, wenn sie checken, dass sie gerade von dem Geschöpf mit Eierstöcken eingetütet wurden. Love it, sorry 😊.
Unterwegs sehe ich immer wieder bekannte Gesichter, die «Swiss Claudi» brüllen. Das fetzt. Roy Hinnen oben in Goldingen, oder Daggy mit ihren Kiddis und Schild an der Strasse in Laupen. So schön, euch gesehen zu haben.

Mein Zeitplan geht gut auf, ich beende die erste Runde sieben Minuten schneller, als ich es vorhatte. Okay, hoffentlich können die Pommesbeinchen jetzt nochmal genauso abliefern, wenn ich den ganzen Hill nochmal hochmuss. Ja, sie können. Auf den Abfahrten geht mir sowas von die Regina auf. Ein fettes Smile begleitet von einem lauten Quieken und dann sind die 90km irgendwie auch schon wieder rum, obwohl sie doch gerade erst angefangen haben. Ich radel auf die Wechselzone zu. Der Strich, vor dem du absteigen musst. Mein Feind. Ich sehe (ohne Brille) zu spät, wo die Linie am Boden ist. Ich werfe im letzten Moment den Anker und mein Vorderrad gleitet galante 10 cm drüber. Und da ist er: Der nette Herr von Swiss Triathlon, der meinen Lenker festhält und seine (völlig berechtigte) Moralpredigt beginnt. Ich bin doch gerade etwas im Zeitdruck, nicke artig und bitte ihn, doch nicht so streng zu sein. Bei den Jungs hilft Augenklimpern nix, der redet einfach weiter. In dem Augenblick schlägt mein Radcomputer Alarm.

»Notfallsituation erkannt- Notfallkontakt wird informiert.«

Das Gerät erkennt, wenn extrem stark gebremst wird (oder ich stürze) und sendet meine GPS Daten an eine von mir festgelegte Person. Wir schauen uns an. «Na schöne Scheisse, jetzt kriegt mein Ex ne Mail, ist das Strafe genug???» Er lacht und sagt «Ja». Ich darf weiterziehen. Vollgas in T2- Bro wegbringen, Laufschuhe an und ab geht’s.

21km. Was sind schon 21km? Ich bin schon mehrfach 67km gerannt. Genau mit diesen Gedanken starte ich. Die Zuschauer gröhlen, machen Stimmung und die Pace ist leicht übertrieben hoch. Aber es fühlt sich eben einfach so gut an. Das letzte Gel habe ich ca. 15km vorm Wechsel vom Bike genommen. Durch die Hitze habe ich auf dem Rad statt der üblichen zwei Flaschen auf 90k heute vier getrunken. Ich habe Respekt vorm Blubbern im Bauch und will kein Risiko eingehen, mich auf nem Dixi häuslich einrichten zu müssen.

Die Laufstrecke ist fast ausschliesslich in der Sonne.

Zwischendrin kommen diese hässlichen Stufen, die das Laktat anständig in die Greten schiessen lassen. Ich finde jedoch meine Pace relativ schnell und laufe so vor mich hin. Normalerweise gibt’s auf die Distanz für mich keine Stopps. Kein Trinken, kein Nix. Aber in Anbetracht der Wetterlage war das diesmal leider nicht möglich. So musste auch ich, wie alle anderen, an den Verpflegungsposten abbremsen, ein bissl Wasser trinken (etwas gurgeln) und mich mit Eiswürfeln und kalten Duschen runterkühlen. Bei Kilometer acht kommt das Männchen mit dem Hammer und sagt mir «Dummerchen, du bist im Unterzucker».
Schnell drück ich mir n Gel rein und vertrage es Gott seis gedankt trotz Wasserbauch gut. Ich laufe. Mein Ziel, es mir heute hart zu geben wird also nicht durch eine abartig geile Pace deutlich, sondern einfach durchs Laufen an sich. Es ist schnell klar, dass ich hier heute auf den Halbmarathon keine neue Bestzeit aufstellen werde, ganz im Gegenteil. Aber wen juckts. Ich laufe und habe Spass daran. Viel Support an der Strecke. Gute Stimmung, happy Claudi. Und irgendwie ist es dann doch nur ein Augenaufschlag und die 21km sind vorbei.

Der Zieleinlauf auf dem roten Teppich belohnt dich immer.

Der Moment, wenn du gefeiert wirst, als wärst du die geilste Sau der Welt.

Weil die Menschen jubeln und klatschen und du so glücklich bist, es wieder einmal geschafft zu haben.
Dankbarkeit für diesen Körper. Diese Leistungen zu erbringen ist absolut nicht selbstverständlich. Natürlich geht es immer schneller, besser und so weiter, daran arbeite ich bekanntlich täglich. Aber ich kann mir auch nach dem 19.6. 22 wieder auf die Schulter klopfen und sagen « Alter Vatter, hast einfach mal ne Mitteldistanz gemacht». Denn ich bin sehr zufrieden über diese Ziellinie gelaufen. Stolz, zufrieden, dankbar und motiviert, diesen Sport am Liebsten noch ewigs weiterzumachen.

Ich hab mir weder die Knochen gebrochen, noch n Sonnenstich kassiert, hab keine Krämpfe bekommen, hatte keine Panne auf dem Rad und hab mir auch nicht die Hacken beschissen unterwegs. Somit- voller Erfolg und happy af. Denn all das sind Dinge…da steckst nicht drin. Kannst dich bestmöglich vorbereiten und an diesem Tag X dann aus irgendeinem der oben genannten Gründe eben nicht abliefern.

ShouOut an all die geilen freiwilligen Helfer, die wieder n richtig, richtig guten Job gemacht haben.

Da ich selbst schon etliche Male als Volunteer bei IronMan an der Strecke stand weiss ich genau, was das bedeutet. Ihr wart grossartig und die Organisation des gesamten Events absolut top!!!
Gratulation an jeden Finisher, der das hier liest. Seid stolz auf euch!!! Für alle, bei denen es aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat…leg n grossen Haufen drauf. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Draus lernen, Krone richten, weitermachen!

Wanna say thääänk yoouuu:

An jeden Einzelnen, der geklatscht und gegröhlt hat, ob er mich kannte oder nicht. An jeden, der mich an diesem Tag über die App getrackt hat, sei es, um sich das Maul zu zerreissen, oder um mitzufiebern (Hauptsache, ich bin interessant für euch :-P ). An jeden, der mich in meiner Vorbereitung auf diesen Tag in irgendeiner Form unterstützt und an mich geglaubt hat. An meine Mädels, die mir am Raceday so perfekt zur Seite standen. An mein Trainingsbunny, Yannick, für all die gemeinsamen Trainingsstunden und den geilen Raceday.
Und selbstverständlich all meinen Partner: Love your neighbour, Yoga Boutique, Sailfish, Taurus Sports, Squeezy Sportsnutrition, Salming, Schulthess Klinik, Athletic Greens, Gümmelei, The Nu Company