Vorschaubild für Blogeintrag "Einen Tag pro Woche auf Fleisch verzichten?"

Einen Tag pro Woche auf Fleisch verzichten?

Ist das wirklich viel verlangt?

  • Ökopussy

Das Klischee über Vegetarier/ Veganer/- (innen) ist klar.

Wir essen kein Fleisch, weil uns die armen Tierchen ja so leidtun.

Ach, bitte… glaubst du das wirklich?

Der eine oder andere hat auch schon mal Wind davon bekommen, dass das Thema Nachhaltigkeit doch auch irgendwie in Zusammenhang mit dem bewussten Einsatz von natürlichen Ressourcen steht.

Aber wo genau ist denn jetzt der Zusammenhang von Nachhaltigkeit, Pflanzenfresser und Wasser?

Ich bin die Erste, die an die Decke geht, wenn irgendwo ein Wasserhahn läuft, der nicht laufen muss (so beim Zähneputzen o.ä.). Ich bin aber auch jemand, der gern mal gute 20 min unter der kochend heissen Dusche steht - aber das hat sich seit dem Vanlife ja eh erledigt.
Um Fleisch so zu "produzieren", dass es schlussendlich auf einem Teller landet, braucht es ziemlich, ja ziemlich, ziemlich viel Wasser.
Ist uns in der Theorie allen klar. Der Stall muss geputzt werden, die Tiere müssen trinken, das Futter muss rangeschafft (und vorher bewässert) werden. Klingt Handgelenk mal Pi schon so, als würden da n paar Liter über den Tisch gehen.

Das kannst du aber laut sagen. Ich war geschockt, als ich mich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt habe.

Für die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch werden ca. 15 500 l Wasser benötigt. Ein Kilogramm Schweinefleisch verballert 4 700 l und ein Kilogramm Geflügel 4 000 l.

Lies die Zahlen bitte nochmal durch und lass sie dir auf der Zunge zergehen. Und dann denk kurz drüber nach, wie viel Fleisch du so im Schnitt pro Einkauf in deinem Körbchen durch den Supermarkt schiebst und innerhalb einer Woche wegspachtelst.
Für die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch werden ca. 15 500 l Wasser benötigt. Ein Kilogramm Schweinefleisch verballert 4 700 l und ein Kilogramm Geflügel 4 000 l.

Die Schulthess Klinik (Ein Betrieb mit ca. 1100 Mitarbeitenden) hat seit dem Juni 2020 den "Vegi Donnerstag" eingeführt. Da gibt`s also zum Mittag ausschliesslich vegetarische Gerichte.

Auf die Unruhe, die das ausgelöst hat, geh ich jetzt hier mal lieber nicht im Detail ein… oder vielleicht doch:
Ich persönlich esse furchtbar gern so Schlabbermatü (so nennen wir, da wo ich herkomme, Süssspeisen). Ich steh also auf Pancakes, Haferschleim, Griessbrei, Kaiserschmarren. Gibt’s in der Klinik so gut wie nie. Also bitte, ich denke, das gibt mir das gute Recht, ab jetzt auch täglich das Küchenpersonal anzupflaumen, was sie sich einbilden, meine Wünsche einfach zu ignorieren.
Wie kann das bitte sein?

Wie kann man so etwas Elementares, wie Pancakes nicht 7 Tage die Woche anbieten?

Und zwar mit Eipulver, versteht sich von selbst. Und ich hätte gerne Marmelade vom Bauern um die Ecke zum draufschmieren.

Wann sind wir Menschen nur so geworden? Was ist mit uns passiert? Man bietet uns eine Auswahl von Unmengen verschiedener Gerichte, jeden verdammten Tag. Ein riesiges Salat Buffett, Nudeln, Reis, Ofenkartoffeln, immer frisches Gemüse usw., aber plötzlich klaut man uns das Fleisch. Und das ist `ne Katastrophe. Ich habe einige gefragt, von denen, die sich über den "Vegi Donnerstag" so herrlich hochfahren können, wo denn genau das Problem sei. "Fleisch ist ein Grundnahrungsmittel, wir brauchen die Proteine, das gehört einfach dazu." Hm… okay. Ernsthaft? Ganz davon abgesehen, dass du dir dein Steak auch in einer Tupperdose mitbringen und in der für die Mitarbeitenden bereitgestellten Mikrowelle warm machen könntest, glaubst du ernsthaft, ein Tag mit Fleischverzicht treibt dich in den Proteinmangel? Erschütternd so Aussagen von einigen studierten Ärzten und Pflegefachpersonen. Da kann ich nur müde das Köpfchen schütteln.

Zumal das die Menschen sind, die schon mehrere Kinder in die Welt gesetzt haben. Sollten die nicht noch mehr Interesse am Thema Nachhaltigkeit haben als ich? Ich bin doch in 50 Jahren spätestens Fratze und hab bis jetzt auch keine Minimes produziert. Könnte mir doch völlig Bockwurst sein, was aus unserem Planeten wird, wenn ich sabbernd im Pflegeheim liege.

Vegetarisch/Vegan zu kochen, bringt so viel Abwechslung auf den Teller und gerade, wenn man es nur (gezwungenermassen) 1 mal in der Woche macht, dann ist das Thema Nährstoffmangel auch wirklich irrelevant.
Ich schmunzelte oft an den Donnerstagen, wenn ich am Tisch hinter mir hörte, dass der „ komische Beyond Burger" richtig lecker schmeckt. Oder das Tofuschnitzel im Sesammantel gar nicht so übel ist.

Jetzt mal Butter bei die Fische:

Die Schulthess Klinik hat jetzt insgesamt (bis jetzt) an dreissig Donnerstagen auf Fleisch verzichtet. Das macht ein Ersparnis von 1408.6 kg Fleisch und somit (wenn man im Schnitt mal mit 8000 l/kg rechnet, da es Rind/Schwein/Geflügel/Fisch ist) von 11 268 800 l Wasser.
Über elf Millionen Liter!!!!

In der Stadt Zürich rechnet man am Tag mit einem Wasserverbrauch von ca. 160 l/ Tag pro Einwohner.

Das bedeutet von dem (sogenannten virtuellen) Wasser, dass in der Schulthi jetzt gespart wurde, könnte man fast einen kompletten Tag alle Einwohner von St. Gallen (mit 75 310 Einwohner- Stand 2015) für 24 h mit Wasser versorgen.
Nur weil einen (!) Tag in der Woche auf Fleisch verzichtet wird.
Sorry für meine Zahlenjongliererei, aber ich steh auf so n Kram und muss immer irgendwie solche Fakten haben, damit man mich von was überzeugen kann. Sagt man mir einfach eine Zahl, kann ich nicht viel damit anfangen, ich muss das in Menschen, Eisbechern oder Murmeln visualisiert haben, dann macht’s Klick.

Die Recherche für diesen Blog hat mich noch zu weiteren wichtigen Erkenntnissen gebracht. Ich werde meinen Kaffeekonsum reduzieren, denn Kaffee schlägt mit 21 000 l/ kg auch mächtig negativ in die Wasserbilanz. Und ich werde weiterhin massenhaft Tomaten in mich reinschaufeln, denn die sind mit gerade mal 110 l/kg ja quasi n Schnäpper.
Auch Karotten (130 l), Kartoffeln (210 l), Grüner Salat (240 l), Erdbeeren (280 l), Gurken (350 l), Zitronen (360 l), Milch (600 l) und Äpfel (700 l) kann man mit nem halbwegs gutes Gewissen verzehren.

Jeder muss selbst entscheiden, wie er zum Thema Nachhaltigkeit steht.

Jeder kann n bissl was dazu beitragen mit unserem kostbarsten Gut auf dieser Erde, dem Wasser, etwas bewusster umzugehen.
Vielleicht denkst du jetzt nach dem Lesen von diesem Beitrag ab und zu an die Massen von Wasser, die gebraucht wurden - für deine Nuggets, deine Tafel Schoggi oder deine Avocado.

Und vielleicht versuchst du ja auch, nur einen Tag in der Woche komplett auf Fleisch und Kaffee zu verzichten, ich wette, das tut nicht so doll weh, wie du denkst.
Meine Blogbeiträge sind weder evidenzbasiert, noch kann ich meine Flosse dafür ins Feuer legen, dass alle Zahlen und Fakten 100% korrekt sind. Ich beziehe mich zum Teil auf Studien, welche ich im Web gefunden habe, zum Teil ziehe ich meine Infos aber auch von Seiten wie Wikipedia und Co. Also nagelt mich nicht drauf fest, wenn ihr irgendwo andere Daten findet.