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Wie viele Mütter sind alleinerziehend? Habt ihr das nicht zu Ende gedacht?

Habt ihr nicht in Betracht gezogen, dass euch der Penner vielleicht mal gegen was jüngeres, knackigeres eintauscht und ihr dann mit der Rotznase alleine zu Hause sitzt?

  • Geschichten aus dem Leben

Da Puppy Gang

Als die Entscheidung für mich definitiv fiel, ins Vanlife zu starten, spielte ich mit dem Gedanken, mir einen Vierbeiner zuzulegen, der mich begleiten würde.
Ich habe mich damals viel zu dem Thema informiert, war bei verschiedenen Züchtern, habe unzählige Tierheime angeschrieben und habe mich beraten lassen.
Schlussendlich habe ich mich dagegen entschieden.

Hätte ich einen Welpen mitgenommen hätte das folgende Vorteile gehabt: Ich hätte ihn von Anfang an an mich und den Lifestyle im Van gewöhnen können. Ans Autofahren und an die ständig wechselnden Stellplätze. Nachteil: Mein Trainingspensum wäre nicht mit so einer Fusshupe kompatibel gewesen. Auch nicht mit einem ausgewachsenen Hund. Unmöglich, den mal eben mit auf ne 150km Radtour zu nehmen. Und noch viel unmöglicher, ihn ewig lange im Bus alleine zu lassen. Also habe ich es dann gelassen. Auch als klar war, Andreas wird mitkommen, haben wir gemeinsam entschieden, erst mal dieses eine Abenteuer zu beginnen und nicht gleich mit einer zusätzlichen Verantwortung, in Form eines Lebewesens. Zumal wir ja auch beide nicht wussten, ob wir es zusammen im Van aushalten, bzw. ob uns dieses Leben wirklich zusagt.

In Albanien und Montenegro hat es uns immer wieder das Herz zerrissen, bei all den Strassenhunden. Sie liegen zum Teil einfach tot mitten in der Stadt im Kreisverkehr. Niemand schert sich um einen humpelnden Hund, der um Essen bettelt. In Griechenland ein ähnliches Bild. Die Tiere vögeln hier einfach wie die Kanickel (keiner kümmert sich drum, sie zu kastrieren) und sind somit für die Einheimischen eine Plage.

Man redet von ca. 1.8 Millionen herrenlosen Hunden in Griechenland.

Die Tierschutzorganisationen sind völlig überfordert und laufen förmlich über. Hunde werden zum Teil einfach zu Hauf aufs offene Meer gefahren und dort über Bord geschmissen. Sie werden mit Schnappfallen gefangen, werden dadurch verstümmelt. Manchmal werden sie sogar mit einer Schrotflinte angeschossen oder erschossen.
Man kann und will sich das gar nicht vorstellen. Bei Katzen ist das Problem in Griechenland ähnlich gross.
Bereits in Albanien hatte Andreas einen Welpen in einer Mülltonne gesehen. Er kam aufgeregt zurück nach Hause und berichtete mir davon, so dass wir beide zu dem Fellknäuel spazierten. Der kleine Racker war mega schüchtern und wir konnten uns nicht weiter als 10m nähern. Es sah völlig mager aus und es tat uns so leid. Aber was sollten wir tun?
Danach sprachen wir abends darüber, das der Tag kommen wird, an dem wir vielleicht die Chance haben, einen Welpen zu retten und was wir dann machen sollen. Ob wir wirklich bereit für so eine, ja ich nenn es beim Namen, Verpflichtung sind. Was es für Konsequenzen für uns,unsere Reise und das Leben danach hat.

Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Schicksal wird es für uns entscheiden. Wenn es so sein soll, dann wird es so sein.
Wenige Wochen später kam ich in Griechenland von einer längeren Radtour nach Hause und sah im Vorbeifahren ca. 500m vom IronVan entfernt zwei Welpen vor einer Kirche sitzen. Oh mein Gott. Ich hab sofort angehalten und die beiden geknuddelt. Dann kamen plötzlich noch sechs (!!!) andere hinter den Büschen hervor. Alle schwanzwedelnd auf mich zu. Ich war so entzückt, ich hab echt Tränen in den Augen gehabt. Es kam ein jüngeres Pärchen aus der Kirche und ich fragte, ob sie wüssten, wem die Welpen gehörten und wo ihre Mama sei. „Das sind Strassenhunde, die gehören keinem und die interessieren auch keinen.“ Dann stiegen sie angewiderten Blickes über den Haufen von acht Puppys und dampften ab.

Ich rief sofort Andreas an, er müsse herkommen. Das tat er und war mindestens genauso überfordert wie ich bei diesem Anblick.
Die kleine Blondine hatte es sich schon bei mir auf dem Schoss bequem gemacht und wich nicht mehr von meiner Seite. Wir sahen Andreas beide mit dem Synchrondackelblick an...trenn uns nicht, wir gehören jetzt zusammen. :-)
Währenddessen kam die schwarze Fusshupe hervor und rannte auf Andreas zu und sprang ihn freudig an. Und bäm, war es auch um ihn geschehen. Wir sassen beide am Boden, vor dieser Kirche in Griechenland. Jeder einen Welpen auf dem Arm. Und dann sagte ich, wir nehmen sie mit. Andreas sah seinen Welpen verliebt an und nickte.
Wir hatten ja im Vorfeld darüber geredet, dass wir es nicht ausschliessen, Strassenhunde zu adoptieren. Nie war die Rede von Welpen und erst Recht nicht von zweien.

Schlussendlich war das alles jedoch eine sehr, sehr gute Entscheidung.

Wir haben beide nie einen Hund besessen und hatten absolut keine Ahnung, was wir den zeckenverseuchten Fellnasen jetzt zu Fressen geben könnten. Wie oft müssen die Pipi in der Nacht, melden die sich, oder seichen die uns den IronVan voll?
Google und liebe Instagram Follower haben zum Glück auf alles eine Antwort. Am nächsten Tag haben wir aus dem nahgelegenen Dorf Trockenfutter besorgt, welches wir einweichen, damit sie es gekaut kriegen und sind einige Tage später dann zum Tierarzt mit den beiden.

Ah und Namen brauchten sie natürlich noch. Was griechisches sollte es sein. Unsere Ladys sollten heissen wir griechische Göttinnen- Nike (Siegesgöttin) und Theia (Göttin des strahlend blauen Himmels) sind es geworden.
Beim Tierarzt hat auch alles prima geklappt. Die beiden sind gesund und munter. In etwa geboren, als unser Vanlife startete, also zu dem Zeitpunkt ca. 8 Wochen alt. Sie wurden entwurmt, gegen Zecken behandelt und bekamen die erste Impfung. Nach vier Wochen dürfen sie die nächste bekommen und erst dann können sie gechipt werden und erst dann gibt es Papiere, mit denen es gestattet ist, dass Land zu verlassen.
Da wir uns in Griechenland sowieso sehr wohl fühlten, war das absolut kein Problem für uns.

Ab jetzt wurde unser Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Plötzlich bin ich wie ein Mutter, freu mich über jeden feuchten Furz, den die kleinen Hoschis machen. Sage mit so ner quiekigen Stimmme „Feeeeeeiiiiin“, wenn sie in den Busch pissen und könnte ihnen stundenlang beim Pennen zu sehen.

Nun bestimmen sie, wann wir weiterfahren. Das Frühstück muss erst verdaut und die Wurst erst gelegt sein, vorher reisen wir nicht ab. Sie bestimmen, wann wir Pause machen, weil sie dann unruhig werden im IronVan und somit klar ist, sie haben jetzt mal kurz die Fresse voll, müssen Lulu oder brauchen Bewegung.
Vorbei die Zeiten, des gemeinsam in aller Ruhe durch den Supermarkt schlendern, jetzt schlendert einer mit den Puppys über den Parkplatz und der andere geht einkaufen. Vorbei, in Ruhe in der Sonne liegen und ein Buch lesen. Wenn irgendwo ein neuer Mensch auftaucht, muss der ja erstmal ausgecheckt werden und somit bin ich gezwungen, auch alle Menschen zu checken, weil ich ihnen ja nachrennen muss.
Sie sind noch so winzig und sie lernen jeden Tag so viel, aber es ist Arbeit. Das war ja abzusehen. Aber die Erfolgserlebnisse sind jeden Tag da. Einen Tag hören sie plötzlich aufs pfeifen, anderen Tag überstehen wir die erste Fahrt im IronVan, ohne das Theia kotzt.

Es ist mega emotional, wenn man sie zusammenscheissen muss, weil sie irgendwelchen Mist gebaut haben. Wenn sie dahocken und einen mit ihren blöden zuckersüssen Knopfaugen angucken, will man sie am liebsten erdrücken, statt auszumeckern. Aber uns ins bewusst, wenn wir jetzt nicht konsequent sind, dann werden wir es später bereuen. Deswegen trainieren wir auch täglich, mit ihnen an der Leine zu laufen, auch wenn sie in unsere Alltag aktuell fast immer frei sei können.

Jetzt kommen die negativen Stimmen aus de Hintergrund:

„Hast du das auch zu Ende gedacht, was ist, wenn du wieder im „normalen Leben“ bist und arbeiten gehst und so weiter und so fort...?“

Frage Nummer eins:
Wie viele Mütter sind alleinerziehend? Habt ihr das nicht zu Ende gedacht? Habt ihr nicht in Betracht gezogen, dass euch der Penner vielleicht mal gegen was jüngeres, knackigeres eintauscht und ihr dann mit der Rotznase alleine zu Hause sitzt? Trotzdem, habt ihr euch den Braten in die Röhre schieben lassen, weil es in dem Augenblick für euch „richtig“ war. Und habt ihr es bereut?
Frage zwei: Haben nur Rentner und Arbeitslose Hunde, oder gibt es auch berufstätige Menschen, die ein Tier besitzen? Weil wenn dem so ist, dann behaupte ich hiermit voller Arroganz, dass ich auch in der Lage sein werde, Tier und „normales Leben“ unter einen Hut zu bekommen.

Es hätte keinen besseren Zeitpunkt für uns geben können, diese zwei Hunde vor dem sicheren Tod auf der Strasse zu retten. Wir haben es keine Sekunde bereut und sind uns des Ausmasses dieser Entscheidung durchaus bewusst.
Danke für den mahnenden Zeigefinger, die klugen Ratschläge und das hinhalten deiner Brust, weil ich ja scheinbar noch ein kleines Kind bin, dass nicht weiss, was es tut.

Eventuell bin ich aber auch eine 33 jährige Frau.

Ein Alter, in dem ich ungefähr so viel vögeln sollte wie die Strassenhunde in Griechenland und mich dementsprechend vermehren um unsere schöne Rasse Mensch aufrecht zu erhalten.

Aber ich hab mich eben für zwei Puppys entschieden, erscheint mir aktuell für diesen Planeten besser, als meinen verdorbenen Charakter zu kopieren.