WELTMEISTERSCHAFT- Ich komme ☺
Nein, du hast dich nicht verlesen. Ich hab wahrhaftig n Slot für die Ironman 70.3 WM in Neuseeland.
- Sport ist immer die Antwort
Ne vermeidliche Freundin sagte vor langer Zeit mal zu mir, es sei so ungerecht. Sie wünsche sich so sehr n Mann an ihrer Seite und möchte Familie gründen und ich, die auch sehr, sehr gut und sehr, sehr gern allein sein kann hat immer so Glück mit den Typen.
Ich, die die Weltmeisterschaft nicht mal ansatzweise auf dem Radar hatte, habe jetzt n Slot.
Andere Athleten planen ihre ganze Saison danach, wo und wie sie sich den wohl am einfachsten ergattern können. Ich wollte einfach gern zu Jahresbeginn schon n Race haben und stand deswegen nichtsbösesahnend in Dubai an der Startlinie.
Aber wie ist es denn jetzt dazu gekommen..?
Dubai ist ja bekanntlich für mich fantastisch gelaufen und ich hatte unmittelbar nach dem Race die Info, dass ich auf dem 14. Platz AK bin. Slot, WM, etc.- all sowas war für mich nie ansatzweise ein Thema, ich hab nicht mal gewusst, wo und wann die Weltmeisterschaft ist.
Auf Grund der Fehler in der Zeitmessung beim Schwimmen wurden schlussendlich die Schwimmzeiten ja bei allen betroffenen Athleten gestrichen. Somit rutschte ich dann auf den 5. Platz.
Wenige Tage nachdem Ironman diese Infos offiziell gemacht hat, bekam ich dann den Anruf: Herzlichen Glückwunsch- you're in.
Ich bin selten am Telefon so ausgerastet. Ich? Weltmeisterschaft? Slot? Oh mein Gott!
Die Slotvergabe an dem Abend ist auf Grund der Zeitmessungsprobleme abgesagt worden- ich wäre sowieso nicht mal hingegangen.
Ob ich jetzt auch mit meinem 14. Platz n Slot bekommen hätte oder nicht? Wir werden es nie erfahren…es spielt auch keine Rolle. Ich bin jemand, der ziemlich stark an Schicksal glaubt und ich denke, es sollte jetzt wohl einfach so sein. Ein Ziel erreicht, ohne es je gehabt zu haben.
Meine Saisonplanung war natürlich bereits abgeschlossen, und da war von Neuseeland Ende November nicht die Rede. Alle Races sind angemeldet und bezahlt, Hotels gebucht. Also schieben wir doch die WM einfach noch so dazwischen, kann man ja mal machen.
An meinem bisherigen Training wird der Fakt absolut nichts ändern. In meinem Kopf hab ich immer noch die gleiche riesige Herausforderung: Nicht durchdrehen, nicht übertreiben, Regenerationszeiten einhalten.
Es bringt mich zum Lächeln, zu beobachten, wie die unterschiedlichen Menschen in meiner Umgebung jetzt darauf reagieren.
Es bauen sich um mich rum zwei Türmchen auf:
Turm eins: ich gönn es dir von ganzem Herzen, ich freu mich wirklich richtig ehrlich für dich. Ich werde dich unterstützen, wo ich kann. Ich werde dich bremsen, wenn es nötig ist und ich werde am 28.11.20 jede Sekunde deines Rennens mit dir mitfiebern.
Turm zwei: ich lächle dir ins Gesicht und gratuliere dir. Ich verschlucke dabei fast meine Zunge, weil es mich so aufregt, dass du kleine Ratte, die den ganzen Triathlon Scheiss doch hauptsächlich aus Spass und ohne irgendwelche ernstgemeinten Ambitionen macht jetzt echt n Slot hast.
Und für dieses Türmchen Nummer Zwei habe ich einen meiner Lieblingssprüche parat:
DEIN NEID IST MEINE ANERKENNUNG, DEIN HASS MEIN SIEG.
Ganz egal, was bis Ende November passiert und wie der Tag dann schlussendlich für mich laufen wird- ich habe in 4 Jahren Triathlontraining sehr viel erreicht. Und das war mir auch vor diesem kleinen Chip (der nun meine Eintrittskarte für den Zirkus für echte Triathleten ist) bewusst.
Ich habe den Spass nie verloren und alles immer nur halb so verbissen gesehen, wie die, die sich ständig mit anderen verglichen und gegen andere gekämpft haben. Ich kämpfe weiterhin gegen mich selber, denn das ist hier schliesslich der einzig wahre Endgegner. Auch für 2020 ist mein Ziel lediglich in allen Disziplinen schneller und besser zu werden, und zwar schneller, als ICH es vorher war und nicht schneller, als Dörte, Jeremy Pascal, Kevin oder Pingpongrübe.
Entscheide du für dich, zu welchem Türmchen du gehören willst.