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Luxusprobleme

Was mich am Vanlife richtig nervt

  • IronVan

Im Vanlife gibt es ganz andere Herausforderungen als im „normalen“ Alltag. Und ich würde sie auch nicht als Problem beschreiben, denn man hat ja eben Zeit. Und somit kann man sich jeder Herausforderung stellen und ne Lösung finden. Manchmal dauert das eben einfach auch n paar Tage.

Das Wasser.

Wir sind sparsam. Wir waschen unser Geschirr und unsere Wäsche und natürlich uns mit Salzwasser. Das funktioniert nur, wenn wir auch n Spot am Meer haben. Manchmal wollen wir aber auch in die Berge, da ist meist schlecht mit Meer. Also sind die Kanister irgendwann leer und müssen gefüllt werden. Mittlerweile haben wir umgerüstet und verfügen über zwei 30l Kanister und 40l Reserve, die wir noch reinkippen können. Die benutzen wir aber sehr selten, sondern suchen in der Regel vorher ne Möglichkeit aufzutanken.
Dafür gibt es verschiedene Arten:
Die Tankstelle- hat in fast allen Ländern einwandfrei geklappt. Kostenlos, schnell, easy. In Deutschland, Frankreich und Spanien ist das jedoch nicht so leicht. Entweder, es gibt gar nicht erst die Möglichkeit, oder es kostet Geld- und da kommt der Geizknochen durch.
Zweite Möglichkeit- Campingplätze. Manchmal kann man dort umsonst auffüllen, auch wenn man nicht übernachtet, manchmal kostet es eben 2 Euro.
Viele Städte und auch Dörfchen haben offizielle Wohnmobilstellplätze, an denen man Wasser auffüllen kann, auch dort in der Regel kostenfrei.
Klingt nach nem super ausgebauten Netz. Kann aber trotzdem recht nervig sein. Weil man eben zu diesen Plätzen auch kommen muss. Und dafür dann vielleicht n traumhaften Spot mitten in der Pampa „aufgibt“.

Anfangs unserer Reise war Strom täglich Thema.

Ein Tag mit bedecktem Himmel hat uns ganz nervös gemacht. Unser Kühlschrank läuft über die Batterie und der zieht ordentlich. Trotz zwei Solarpanels auf dem Dach mussten wir den in der Regel nachts abstellen. Aber mittlerweile haben wir auf Lithiumbatterie umgestellt. Andreas hat das Ding selbst gebastelt und seitdem ist unsere Welt wieder in Ordnung, weil wir das Teil noch nie unter 40% bekommen haben.

Auch das Kackproblem ist gelöst.

Wir starteten mit einem Chemieklo. Die Chemie kann man natürlich nicht in der Natur entsorgen. Und der Gedanke, die Chemie einfach wegzulassen hat auch nicht funktioniert, weil die Wurscht und Pipi die ganzen Dichtungen zerfrisst. Meins riecht natürlich nach Lavendel und Rosen, aber Andreas muss eben auch ab und zu mal und der Gestank war auf Dauer wirklich nicht so geil. Jetzt haben wir ne Trocken-Trenntoilette. Einfach erklärt, Pipi geht in nen Kanister, den man überall entsorgen kann- guter Dünger und so. Und AA geht in nen Eimer. In diesem ist ein Sack mit Hasenstreu. Da beides nicht zusammen kommt entsteht kein Gestank. Entsorgen lässt sich das Häufchen dann ganz normal mitsamt Tüte in jedem Müllcontainer.

Internet.

Auch noch ein Punkt, der für uns wichtig ist. Wenn ich cool wäre, dann würde ich mich jetzt als Content Creator, Digitaler Nomade oder sonst was betiteln. Ist auch völlig latz. Ein Ort, an dem wir keinen Empfang haben ist selten länger als 24h unser daheim. Ich poste in der Regel täglich auf Instagram. Ich habe Kooperationen, bei denen ich mich an Deadllines halten muss. Und ich bin gerne online, abends, wenn die Sonne verschwunden ist. Wenn ein Spot aber wirklich richtig geil ist, dann nehm ich es auch mal für ein paar Tage in Kauf zum posten auf den nächsten Berg zu klettern. Aber dann leidet mein Instagram natürlich trotzdem, denn ich sitz dann da nicht im Dunkeln in der Wildnis und like und kommentiere mich durch den Feed, sondern mache dann nur das Nötigste. Prioritäten setzen.

Als wir unsere Reise begannen war Corona voll am Wüten.

Die Länder waren leer, keine Touristen, einsame Stellplätze- herrlich. Aber Corona scheint halbwegs im Griff und die Menschen sind wieder aus ihren Löchern gekrochen gekommen. In den Sommerferien konnte man an der Küste von Italien, Frankreich und Co kaum treten. Jeder Affe mit n paar tausend auf dem Konto hat sich n Wohnmobil gekauft und eiert damit jetzt durch die Gegend.
Nicht falsch verstehen, super das vielleicht dadurch der ein oder andere Flieger am Boden geblieben ist, aber ich schreibe nicht umsonst AFFEN.

Du erkennst sie. Die Menschen, die nicht wirklich Camper sind. Die sich so ne Hütte auf vier Rädern geliehen haben. Oder eben gerade gekauft. Und den meisten von denen siehst du dann auch an, dass sie die Bude nach der Saison wieder verkaufen werden.
Weil sie dachten, das ist jetzt ihr Ding. Dann aber schnell merken, dass Prinzesschen doch nicht so gut schläft mitten im Nirgendwo. Weil Madame eben Angst vorm Axtmörder hat. Und das Wildlife nicht immer bedeutet romantisch ums Lagerfeuer zu sitzen. Genau genommen konnten wir in über acht Monaten noch nie irgendwo n Lagerfeuer machen, weil überall Waldbrandgefahr besteht.

Und Muddy findet es auch nicht so cool, wenn sie zwar n Platz in der Natur hat, aber weit und breit keine Mülltonne.

Dann mieft der Dreck schön im Mobil vor sich hin. Vanlifereality.

Oder das junge Gemüse, das mit nem schrottreifen T4 startet. Klo? Braucht man nicht. Man kann ja in den Busch kacken. Ja, macht das doch gerne. Aber dann kauft für 3 Euro n Kacksparten, dass ihr euer Würstchen vergraben könnt. Und nehmt euer Scheisshauspapier wieder mit und schmeißt es um Gottes Willen nicht in die Natur. Und, letzte Bitte, macht doch ein paar Schritte um einen abzuseilen. Wir hatten so tolle Plätze, traumhafte Aussicht, alles perfekt. Und dann steigst du aus und es ist wie ein ziemlich schlechter Dienst in der Pflege, wo es auf dem ganzen Gang immer nach der armen Omi mit dem Noro Virus riecht.

Wie oft sind wir über Glasscherben gelatscht, weil die Blödmänner ihre Bierbuddeln am Boden zerscheppern. Wieviel Säcke Müll haben wir schon aufgesammelt, damit wir uns an einem Spot wohler fühlen. Aber es ist eine neverending Story. Und das nervt mich soooo doll.

Kein Wunder werden Ordnungsamt und Polizei immer aggressiver.

Kein Wunder gibt es immer mehr Verbotsschilder. Weil so viele Menschen auch einfach keine Rücksicht nehmen. Weil sie nicht einfach nur still und leise parken. Nein, sie graben ihren Klappstuhl aus, drehen die UE Boom auf und gröhlen über den Platz, als wären sie im Fußballstadion. Ja, da würd ich als Anwohner dann auch ne Krawatte bekommen.
Natürlich haben wir unsere Stühle auch oft genug draußen. Aber an Plätzen, wo ich Niemandem damit vom Balkon die teuer bezahlte Aussicht auf das Meer versaue.
Wenn wir einen Platz in einer Stadt haben, dann siehst du eigentlich nicht mal, ob wir im IronVan sind, oder uns gerade in der Bar um die Ecke die Hucke vollsaufen.

Anders ist es, wenn wir irgendwo in der Wildnis sind. Die Spots, wo wir uns wirklich zu Hause fühlen können. Eben weil die Markise draußen ist, weil die Wäsche im Wind weht und du außer n bissl plattgetrampelten Rasen danach nicht siehst, dass wir jemals da waren.

Aber diese Plätze zu finden, wird immer schwerer. Wegen diesen oben beschriebenen Kackbratzen. Es sind mittlerweile so viele Schranken und Verbotsschilder installiert.
Die Gegend um St. Tropez hat gefackelt wie das Osterfeuer und es gibt Menschen, die gemütlich mit ihrer Karre im Naturschutzgebiet ums Lagerfeuer sitzen. Ja was stimmt denn mit euch nicht bitte?

Weitere Staatsfeinde in meiner Campingbubble: Kinder und Hunde.

Nicht falsch verstehen, gegen beides bin ich prinzipiell nicht abgeneigt. ABER:
Wenn dein Hund kläfft, wie ne angestochene Wildsau, dann überdenk doch mal deine Erziehung. Niemand hat was gegen n kleinen Beller einzuwenden, machen Nike und Theia auch, wenn sie ein Tier sehen, oder ihnen die Hackfresse von nem Menschen nicht passt. Aber dann einmal bellen- EINMAL. Und nicht die ganze Siedlung zusammenbölken. Da gibt`s Leute, die bleiben ganz gemütlich auf ihrem Hintern sitzen und chillen das Leben, während ihre Töle Alarm schlägt wie n Feuermelder.
Und Kinder. Uhhh…lustige Situation in Schweden:
Das Couple gegenüber hatte auch n Wauzi. Dieser wurde von ner Schlange gebissen und hat dementsprechend gewinselt. Keine 5 Minuten später kommt der kleine Paris Hilton Verschnitt mit ihrem „You can rent me“ Aufkleber auf ihrer Proletenkarre in ihren Crocs im Stechschritt über den Platz. Maracht auf das Pärchen mit dem armen Wuffi zu und beschwert sich lauthals, dass ihre kleine Rotzblage nicht schlafen könne, da der Hund jammert.
Ohhh….eine Situation…Freunde, wer mich kennt, der weiß, wie ich in diesem Moment über mich hinaus gewachsen bin, dass ich einfach meinen Rand gehalten haben.
Denn wer stand am Morgen um halb sechs im Bett stramm wie ne Morgenlatte? Ich! Und warum? Weil ihr Frischgeschlüpftes gebrüllt hat, als wenn es seit drei Wochen keine neue Windel bekommen hätte. Und wer hat das mit einem Lächeln hingenommen? Ich- weil ich ja so n verständnisvoller Typ bin. Aber dann…einfach die Fresse halten. Glashaus, Steine, …verstehst, was ich meine.

Kinder sind wie Hunde. Oh, der Vergleich bringt mir sicher n Shitstorm. Aber ich meine in Bezug auf Erziehung. Und n Kind flennt, wenn es Probleme hat, da geh ich voll mit. Ich habe meine Chromosomen noch nicht weitergegeben, will mich also nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen mit meinen Erziehungstipps. Aber bringt euren Kindern doch n paar Kleinigkeiten bei, wenn ihr zur coolen Camper Community gehören wollt.
Tatscht nicht einfach fremde Hunde an! Irgendwann ist das kleine Ärmchen mal ab und dann ist das Geheule groß. Und schreit eure Gören doch hinter verschlossenen Türen an und nicht quer durch den Wald. Und mein letzter Wunsch: Wenn ihr, wie das wohl 2021 üblich zu sein scheint eurem Minime einfach den halben Tag das Tablet in die Hand drückt, damit es die Fresse hält: BITTE SCHENKT IHNEN KOPFHÖRER!

Zum Abschluss noch eine letzte Bitte auf meiner „Was sich ändern müsste, um mein Leben absolut perfekt zu machen“- Liste:

Kann sich bitte mal jemand ernsthaft um die Ausrottung von Mücken und Fliegen kümmern?