Lange genug auf dem Sack gelegen
Zeit, wieder strukturiert zu trainieren
- Sport ist immer die Antwort
Nachdem ich im Juni beschlossen habe, eine Pause vom Triathlon Training einzulegen, bin ich mittlerweile wieder voll drin. Ganz anders als vorher. Ob es besser ist oder schlechter, das wird die Zeit zeigen.
Ab August habe ich angefangen, wieder nach Lust und Laune zu trainieren. Ohne irgendeinen Plan. Ich habe witzige Challenges mit Andreas gemacht. 300 Squats am Tag für einen Monat. Tägliches Planken (jeden Tag 10 Sekunden länger), täglich einen Liegestützt mehr und all solchen Schnick Schnack. Einfach, weil es Spaß gemacht hat, nicht weil es mich zu einer besseren Triathletin machen würde.
Ich bin aufs Rad gestiegen und einfach umgedreht, wenn ich keinen Bock mehr hatte. Ich bin ins Meer gesprungen und geschwommen, wenn ich wollte und ohne den Zwang, jetzt zu müssen.
Ende August habe ich mit Streakrunning angefangen.
Das bedeutet, jeden Tag laufen gehen. Nicht immer ewig lange, aber einfach jeden Tag. Gehört hatte ich davon schon oft. Lange wollte ich das schon machen und immer hab ich dann aber irgendeine Ausrede gefunden, warum jetzt nicht der richtige Moment ist, damit anzufangen. Fakt ist, beim Laufen hab ich die meiste Luft nach oben. Die Trainingsumfänge bzw. die Art zu steigern, würde mir nicht schaden. Und ich tue es nun also schon 82 Tage lang. Und ich mag es immer noch. Dadurch sind meine monatlichen Laufumfänge mittlerweile weit über dem, was ich vor meiner Pause im Schnitt gelaufen bin. Und ich merke, dass sich da langsam ne Verbesserung breit macht. Ich bin sehr viel Trails gelaufen, einfach, weil ich stellplatzbedingt keine andere Möglichkeit hatte. Und es war hart. Für meinen Kopf. Wenn du nur auf die Zahlen schaust, dann ist die Pace natürlich zum Heulen. Aber wenn du am Ende wieder unten am Fuße des Berges stehst, dann denkst du „Ich krasse Socke bin da gerade echt hoch und wieder runter gerannt“. Trails sind nochmal ne ganz andere Hausnummer, eben auch für das Hirn. Man muss viel konzentrierter bei der Sache sein, sich seine Kräfte anders einteilen und koordinativ einiges leisten. Plötzlich rannte ich also mit so ner Weste und ner Trinkflasche- verrückt. Aber als ich dann irgendwann wieder die Chance hatte, auf einer normalen Straße zu ballern, war ich überrascht, wie einfach es plötzlich ging und wie gut es lief.
Meine Wettkämpfe von 2021 sind alle coronabedingt komplett auf 2022 geschoben. Und da steht einiges auf dem Zettel.
Nun musste ich mir darüber klar werden, wie ich die Sache angehen wollte. Ich hatte bis Oktober 2020 einen Trainer. Ich habe aber damals beschlossen, in Anbetracht des bevorstehenden Vanlife die Zusammenarbeit zu beenden, da klar war, ich werde mich ontheroad an keine Pläne halten können.
Wer mich kennt, der weiß, ich habe den Hang zu übertreiben. Gerade, was Sport betrifft. Wie schaffe ich es jetzt also strukturiert und effizient zu trainieren und mich nicht völlig zu zerstören, denn Zeit für Sport habe ich ja aktuell mehr als genug?
Vor dem Leben auf der Straße habe ich ja immer alles komplett durchorganisiert. Nichts passierte ohne Plan und ohne super durchdachte Struktur. Unterwegs habe ich gelernt, dass man auch völlig planlos n ziemlich geiles Leben führen kann.
Aber nur nach Lust und Laune für Triathlon zu trainieren, stimmt für mich dann eben doch nicht.
Dazu bin ich vielleicht doch zu ambitioniert und habe gewisse Erwartungen, an meine eigenen Leistungen. Und das Problem mit dem Übertreiben kommt dann sonst eben auch wieder dazu. Was ist denn, wenn ich heute Lust habe, 150km aufs Rad zu gehen und morgen Lust habe, n Marathon zu rennen? Wäre nicht so schlau und nicht so gesundheitsfördernd.
Lösung: Ich schreib mir selbst den Plan.
Ich habe weder Sportwissenschaft studiert, noch bin ich ein Profitriathlet. Aber eins steht fest. Niemand kennt mich und meinen Körper so gut, wie ich selbst. Und mein größter Gegner und mein bester Freund bin immer noch ich selbst. Wenn ICH mir also auf den Plan schreibe, n Halbmarathon in der und der Pace zu rennen, dann weiß ICH, warum ich das für sinnvoll halte. Und dann fällt es mir auch leichter, genau das durchzuziehen und nicht mehr und nicht weniger. Dann weiß ich am Ende auch, wenn ich zu schnell war, dass der Rückenwind, oder die Kilometer bergab da mit reinzählen. Ich habe lange genug unter einem Trainer trainiert, um genügend „Ideen“ für Intervalle und Co gesammelt zu haben. Und aus welchen Blöcken sich ein Monat zusammensetzen sollte, das hab ich also auch kapiert. Und wenn der Stellplatz jetzt eben gerade so ist, dass ich keine Chance habe, n Halbmarathon zu rennen (weil ich eben ungern auf viel befahrenen Straßen jogge), dann kann ich halt aufs Rad. Und wenn die Straße zu schlecht ist, um auf die Greta zu gehen, dann nehm ich eben das Mountainbike. Auch da kann ich wunderbar GA1 fahren. Es werden dann eben weniger Kilometer, aber darauf kommt es schlussendlich eigentlich auch gar nicht an.
Ich kann mein Krafttraining machen, so oft ich will. Ich kann die Übungen machen, die ich denke, dass sie für mich sinnvoll wären. Und Übungen für den Bauch sind für mich persönlich einfach mehrmals die Woche wichtig, weil ich Wert auf die Optik meines Bauches lege- so jetzt ist es raus. Ich kann Lauf ABC machen, einmal die Woche, oder auch häufiger. Aber an dem Tag, an dem es mir in den Kram passt.
Und ich plane mir mehr Regeneration ein. Denn das war immer das rote Tuch für mich. Das gab es nicht. An den Regenerationstagen laufe ich auch jetzt, Streakrunning ist eben Streakrunning. Aber dann laufe ich nur ein paar Kilometer in einem Pulsbereich, der eher an Tiefschlaf, als an Rennen erinnert.
Yoga ist weiterhin täglich ein fester Bestandteil meines Plans. Und Mediation natürlich sowieso. Ich habe den großen Luxus der Zeit. Der spielt mir natürlich in die Karten. Ich kann mich nach ner Einheit schön hegen und pflegen und mir die Wunden lecken. Ich kann es mir mit der Massagewumme besorgen, ich kann mich mit meinem CBD Öl einschmieren, ich kann 10h täglich pennen und mein Stresslevel ist unterirdisch.
Aktuell bedeutet das für mich Grundlagenausdauertraining.
Denn dieses Jahr wird es für mich nur noch ein paar „Trainingsraces“ geben, aber nichts Ernstes, so mit Startnummer unter den Öcken und so. Ich setze ab und zu paar kleine Highlights mit kurzen Beschleunigungen in allen 3 Disziplinen, bewege mich aber Großteils in einem moderaten Herzfrequenzbereich. Allein das ist schon ein riesen Fortschritt, weil Hand aufs Herz, wann hab ich wirklich groß GA1 trainiert, das war echt eher ne Ausnahme (und wenn dann Oberkante Unterlippe). Und dass es nichts bringt jetzt am Limit zu trainieren, wenn das nächste Rennen noch nicht mal mit dem Teleobjektiv sichtbar ist, das musste ich auch erst kapieren (danke an dieser Stelle an meinen besten Freund, von dem ich viel lernen kann und der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn ich Fragen zur Trainingsstruktur habe- Love you tot he moon and back- 100Bro).
Vielleicht klingt es arrogant, wenn ich sage, ich bin jetzt nach sieben Jahren Triathlon so weit, die Sache allein in die Hand zu nehmen.
Vielleicht werde ich auf die Fresse fallen. Dann haben meine Hater was zu lachen, ist doch auch schön.
Aber was ist denn eigentlich das Ziel? Gesund zu trainieren, Fortschritte zu machen und den Sport weiterhin so abgöttisch zu lieben. Und ich denke, durch das Leben im IronVan habe ich so viel über mich selbst gelernt. Unter anderem auch, dass ich n ziemlich geiler Hecht im Karpfenteich bin. Und dass ich es leid bin, mich zu rechtfertigen. Vor keinem Trainer, vor keinem Chef, vor keiner Freundin und vor keinem Mann. Das es mich nicht schneller macht, wenn ich gucke, wie schnell du rennst und es mir eigentlich auch ehrlich gesagt völlig scheissegal ist.