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Kohle weg? Beziehung gescheitert?

Jetzt wird ausgepackt (ich mag die Dramatik- geil, gäll?)

  • IronVan

Du bist hier…wow! Es interessiert dich also wirklich, was bei mir so geht. Danke dafür 😊!

Du willst wissen, ob deine Theorie stimmt, hab ich Recht?
Zu welcher Gruppe gehörst du denn? Da haben sich nämlich einige aufgetan. Wir haben da folgende zu bieten:

Team eins: Denkt, dass mir die Kohle ausgegangen ist und es deswegen zurück in die Schweiz ging.
Näääät! Falsch. Ich bin damals nicht in ner Nacht und Nebel Aktion Hals über Kopf aufgebrochen, sondern habe das Ganze geplant. Und da stand natürlich auch Sparen auf dem Programm. Und ich wäre nicht nur mit n paar Krücken auf dem Konto losgefahren, dafür bin ich dann doch zu sehr auf Sicherheit gepolt. Die Ausgaben haben meinen Finanzplan weit unterschritten. In der Regel sind 1000 Euro für uns beide im Monat über den Tisch gegangen, da hab ich ehrlich gesagt mit wesentlich mehr gerechnet. Also an den Moneten ist es nicht gescheitert.

Team zwei: Denkt, dass Andreas und ich es zusammen auf so engem Raum nicht mehr ausgehalten haben.

Pustekuchen- auch falsch. Wenn du das n paar Monate zusammen wuppst und dir nicht die Köppe einschlägst, dann fällt dir nicht nach neun Monaten auf, dass dir der andere zu „nah“ ist.
Auch wenn sich den Part viele von euch schwierig vorstellen- ist es nicht. Man hat viel mehr Freiraum, wenn man „draußen zu Hause“ ist, als wenn man zusammen in einer Wohnung wohnt.

Team drei: Denkt, ich hatte Heimweh.

Nein, sorry, dass ist ein Gefühl, dass ich nicht kenne. Sicherlich ist die Schweiz im Herzen mein Zuhause, dem stimm ich voll zu. Aber Heimweh, nein…das kenn ich nicht. Der kitschige Spruch „Zuhause ist kein Ort, es ist ein Gefühl“- das beschreibt gut, wie ich die Sache sehe. Mir geht auch das Herz auf, wenn ich in Berlin bin, weil ich mich dort viele Jahre wohl gefühlt habe, trotzdem vermisse ich es nicht.

Also was denn jetzt?

Wir wollten Sonne, wir wollten Wärme. Wir wollten Meer. All das bekamen wir. Haben getropft wie die Kieslaster und aus jeder Pore geschwitzt in den letzten Monaten. Uns nachts von Mücken den nackten Arsch zerstechen lassen, weil wir fast kaputt gegangen sind vor Hitze im IronVan. Und es hat uns unglaublich glücklich gemacht. Es war klar, dass Spanien nicht unser Endziel sein soll, denn im Winter kann es da auch schonmal frischer werden. Der Ursprungsplan lautete Überwintern in Marokko. Seit Monaten haben wir immer wieder gegoogelt und die politische Lage verfolgt. Da gibt’s nämlich Heck Meck mit Spanien und den Marokkanern. Seit Ewigkeiten schippert da keine Fähre mehr rüber. Anfangs haben wir das entspannt gesehen und gedacht, die kriegen sich schon wieder ein, bis wir im Dezember irgendwann mal in der Nähe von Gibraltar sind. Aber sie haben uns einen großen Haufen geschi…. Mittlerweile ist die Situation auf Grund von Covid noch bescheidener. Freunde von Freunden sind seit Anfang Dezember dort und dürfen auf Grund von C frühestens im Februar ausreisen (sie wollten ursprünglich ne Woche bleiben).

Okay, was nun? Alternative? Portugal- das machen sie ja alle. Ja, genau das ist das Problem. Auch die ganzen Affanassis sind da in diesem Jahr rüber, haben in die Ecke gepinkelt und sich benommen, wie die Axt im Walde. Resultat: Die Gemeinden haben Verbotsschilder aufgestellt wie Brackets von ner festen Zahnspange. Und sie kontrollieren das eben auch- und schreiben fleißig Strafzettel. Dazu kommt, dass wir aus erster Hand Storys gehört haben, die uns wirklich abgeschreckt haben. Einheimische, die Wohnmobile nachts mit „Go home“ besprayen. Ne danke, wo man mich nicht will, da will ich auch nicht hin. Außerdem weht da auch ne recht steife Briese im Winter.
Die Kanaren. Da sind jetzt die Vanlifer, sie noch übrig sind. Verschiedene Punkte, die für mich dagegensprechen: Es sind Inseln. Ich komm nicht einfach weg, wenn ich das will, sondern bin in gewisser Weise abhängig. Wildcampen dort- man hört verschiedenes. Wenn ich aber erst die Kohle (und nicht gerade wenig) für die Fähre ausgebe, meinen Puppies den Stress der Schipperei antue, dann möchte ich gerne die Sicherheit, da dann nicht auf nem Campingplatz Tür an Tür mit den holländischen Renterpaar zu landen. Pluspunkt da wäre die absolute Schönwetter Garantie. Also abwägen.
Nächste Möglichkeit. Den IronVan irgendwo parken, die Liebe zu den Hunden ignorieren, sie in den Bauch eines Flugzeugs sperren, die Umwelt aufs übelste verpesten und in die Sonne fliegen. Du merkst, an der Art, wie ich das formuliere, dass ich das nie ernsthaft in Betracht gezogen habe.

Somit gab es keine wirklich attraktive Alternative.

Ich hätte jetzt in Spanien die Sache die nächsten Monate einfach aussitzen können. Dankbar sein, dass ich nicht im Schneematsch stehe, sondern mir immer noch die Sonne an den Nasenhaaren kitzelt. Aber ich hätte eben im Wind gestanden, im Kapuzenpulli und am Morgen bei 8 Grad die Standheizung anschmeissen müssen, damit ich nicht den ganzen Tag Stacheldraht pinkel, weil ich beim Kaffee kochen schon ne Blasenentzündung hole.
Ah, AirbnB wäre noch ne Möglichkeit. Das machen ja auch mega viele „Vanlifer“. Den Winter eben so verbringen. Haben wir auch drüber nachgedacht. Kannst natürlich den Meerblick für 400 Tacken im Monat haben, das ist ja nüt. Aber das hat für mich dann auch nix mehr mit Vanlife zu tun, vielleicht definiere ich den Begriff ja auch bissl streng, aber ich dachte immer, das ist irgendwas mit nem Van…
Und wenn ich dann schon „in ner Bude hocken“ soll, dann kann ich auch dahin, wo ich weiß, wie der Hase läuft. Wo ich mich auskenne, wo ich die Sprache verstehe und wo ich nebenbei die Kohle, die ich bis jetzt ausgegeben habe, wieder reinholen kann. Und genau so waren unsere Gedankengänge, als wir beschlossen haben, wieder in die wunderschöne Schweiz zu kommen.
Über eine Distanz von 3000km habe ich also ne Bude gesucht, virtuell besichtigt, alle Dokumente organisiert und nebenbei zwei neue Arbeitsverträge unterschrieben. Ein Lob auf die Technik von 2021 😊.

Meine Akkus konnte ich in den letzten 280 Tagen sehr gut auffüllen.

Ich bin bereit für Dreckwetter, ich bin bereit, wieder morgens im Dunkeln aufzustehen und vor der Arbeit die erste Trainingsreinheit zu absolvieren. Ich bin bereit, nach Feierabend wieder ins Hallenbad zu wetzen und Kacheln zu zählen, denn der nächste Ironman 70.3 ist schon in Sicht. Yihaaa!!! (C- ich kill dich, wenn du diese Saison wieder auf den Kopp stellst!)
Denn meine Freiheit ist mir geblieben, die habe ich nämlich von der Reise mitgenommen. Ich habe nicht vor, mir hier große Verpflichtungen ans Bein zu nageln, sondern werde mir das Türchen zum Schnellen Abhauen schön offenlassen. Ich starte planlos, mit Plan. Der IronVan wird in Reichweite geparkt, jederzeit bereit für ein neues Abenteuer. Wann genau das sein wird kann und will ich jetzt nicht beantworten, schlichtweg, weil ich es nicht weiß. Ich weiß, was ich jetzt gerade will und noch nicht, was sich morgen gut anfühlen wird.

Und das muss ich auch nicht.

Denn es kommt ja eh immer alles anders, als man sich das mal gedacht hat. Und genau das, macht das Leben ja so spannend.

Danke, dass du 2021 an meiner Seite warst und mich auf meiner Reise begleitet hats. Egal ob als stiller Stalker, fleißiger Liker, ewiger Klugscheisser, notgeiler Bock, oder auch einfach als Freund/in.
Rutsch gut rüber und spar dir die dummen Böller bitte (denk an die Umwelt und das Geld, das du echt sinnvoller ausgeben kannst).