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Interview mit Mr. IronMan Part one

Es hat zu wenig Schiedsrichter und zu wenig Dixis. Die Bojen sind zu klein und die Rucksäcke scheisse.

  • Race hard, baby

Es hat zu wenig Schiedsrichter und zu wenig Dixis. Die Bojen sind zu klein und die Rucksäcke scheisse.

Was Athleten halt so über Ironman sagen…

Meckern können wir alle gut, aber trotzdem stehen wir immer wieder an den Startlinien dieser Welt, die uns Ironman bietet.

Ich habe die Mitteldistanz in den vergangenen Jahren sowohl bei Ironman, bei Challenge Family, als auch bei privaten Eventorganisatoren absolviert.
Das war kein Zufall. Um einen Eindruck von den verschiedenen Anbietern zu bekommen (Details dazu in den jeweiligen Blogs). Schlussendlich sind die meisten meiner Medaillen von Ironman. Und das hat natürlich unter anderem den Grund, weil sie das grösste Unternehmen in diesem Bereich auf dem Markt sind und somit auch die meisten Rennen anbieten. Und warum sind sie das? Weil wir sie dazu machen. Weil wir hinrennen. Aber warum machen wir das denn, wenn doch immer alles so schlecht ist, wie es manchmal von Einigen dargestellt wird?

Vielleicht ja auch, weil jeder weiss, was du machst, wenn du sagst «Ich mache Ironman» und jeder dich fragt «Ist das das mit dem Schiessen», wenn du sagst ich mach Triathlon.

Ich mag nicht dumm sterben. Und was ich sehr gerne mache, ist Fragen stellen. Zuhören. Nachhaken. Noch mehr bohren. Verstehen und vielleicht dadurch auch einen Einblick bekommen, der meine persönliche Sichtweise beeinflusst.

Ich bekam die Chance all meine (und eure) Fragen zum Brand Ironman an jemanden zu stellen, den ihr von meiner Instaseite bis jetzt nur als Mister Ironman kennt.

In Wirklichkeit heisst der Mann Nico Aeschimann und ist ein 44- jähriger Familienvater aus Zürich.
Jemand, der seinen Job liebt, das merkt man schon nach 3 Minuten und 46 Sekunden.

Der Werdegang von Nico bei Ironman ist einfach mal wie aus dem Film. Er war schon viele Jahre im Sporteventbereich tätig und hat Fussball gespielt. Zeit für eine Veränderung- also mehr oder weniger per Zufall bei Ironman als Praktikant gelandet. Am ersten Tag sagt ihm der Chef, sie müssen die Strecke vom 70.3 Rappi ablaufen, weil es da einige Anpassungen geben wird, er solle Laufschuhe mitbringen. «Aha, laufen scheint also ein Teil von diesem Triathlon zu sein.»

Er hatte einfach mal null Plan von diesem Sport (hat sich jedoch in den darauffolgenden Jahren auch einige Medaillen verdient).

Das hat sich mittlerweile natürlich geändert.

Nico ist Event Operations Director EME (Europa, Middle East, Africa).

Wat für eine geile Jobbezeichnung- klingt voll wichtig, gefällt mir.
Der Weg dahin war nicht immer einfach. Es gab Zeiten, da war er nebenbei noch Social Media Beauftragter, Zuständiger für die Athletenkommunikation, Rennleiter und und und. Quasi Mädchen für alles. Seit einigen Jahren ist Ironman nun jedoch so ein riesen Konzern geworden, dass einzelne Tätigkeiten ausgelagert wurden- logisch, wenn man wächst.
Think global, act local- ist das Motto.
Übrigens gehören Swiss Epic, Eiger Ultratrail und Haute Route auch Ironman, hast du das gewusst? Ik hab dat wieder gar nicht mitbekommen.

So, dat war der Pflichtteil, damit ihr wisst, woher die folgenden Antworten kommen.
Ik muss aber noch was zu Nico loswerden:
Das Interview mit ihm hat fünf Stunden gedauert. Und von mir aus hätte es auch zehn gehen können. Aber auf ihn haben zwei Kinder und eine Frau und auf mich zwei Hunde gewartet.
Ich habe selten jemanden erlebt, der Professionalität, geilen Charakter und Humor zum unterm Tisch schmeissen so perfekt miteinander mischen kann. Na klar haben wir Triathleten uns immer was zu erzählen, wir teilen ja schliesslich die gleiche Leidenschaft. Aber es gibt diese 0815 Gespräche (blabla gähn) und es gibt Gespräche, wie mit Typen wie Nico Aeschimann. Wo du von einem Thema ins nächste schlitterst und gar nichts merkst, wie die Stunden vorbeisausen.

Zu den Fragen. Einige kommen von mir. Ausserdem hatte ich auf Insta eine Umfrage erstellt, auf die ihr mit euren Anliegen reagieren konnte. Man, man, man. Also manche davon hätte ich euch auch direkt beantworten können, weil sie wirklich..naja sagen wir mal…sie waren..ähm…dumm.
Deswegen werde ich hier auch nicht schreiben, wer welche Frage gestellt hat. ABER: Es wird immer die professionelle Ironman Antwort von Nico geben (IM:) und auch noch meinen Senf dazu (C:). Ich habe einige Fragen zusammengezogen, weil sie aufs Gleich hinauslaufen. Trotzdem sind n paar Seiten zusammengekommen, so dass ich mich entschieden habe, den Blog zu teilen, weil es sonst einfach zu viel aufs Mal wird. Part two geht dann also next week raus.

1. Wie läuft das mit dem Ironman LKW? Was hat der alles geladen?

IM: Es gibt insgesamt vier Touren mit dem Ironman Truck. Der fährt das komplette europäische Festland und Malle ab (UK und Irland haben ihre eigene Kutsche).
Geladen hat er immer zwei komplette Wechselzonen (was jetzt zum Beispiel in Emilia Romagna mega wichtig war, also plötzlich alles für 7000 statt 3500 Athleten aufgebaut werden musste). Ausserdem die Finish Line, das Registrationszelt, die Bojen, das Merchzelt und die dazugehörigen Regale, Kassen etc. (Das Merch Zeugs, wo wir dann unsere hart verdiente Kohle ausgeben, wird separat zusammen mit Medaillen, Finishershirts und Rucksäcken zum Veranstaltungsort transportiert). Es gibt ein Logistikteam von fünf Nasen, wovon bei jedem Event immer min. einer vor Ort ist, der weiss, welche Schraube wo hinmuss. Es gibt zwei verschiedene Timing Firmen mit denen Ironman zusammenarbeitet. Diese schicken unsere Zeitchips an den Truck, damit wir sie dann am Race an unserem Knöchel tragen können.

2. Rückerstattungen/ Gutscheine bei Verletzungen/ Erkrankungen.

C: Ich konnte bekanntlich vor zwei Wochen bei der WM auch nicht starten. Weil ich mental und körperlich n zu grosser Waschlappen war. Sollte Ironman mir meine Startgebühr jetzt zurückgeben, weil ich n Abend vorher erbrochen habe und schon n paar Wochen mit nem Infekt gekämpft habe? Oder sollte das Geld- zurück- Ding dann nur bei «so richtigen Krankheiten» zählen? Pankreaskrebs, Termin zur Herztransplantation- sowas? Wo zieht man da die Grenze? Wie kann man das überprüfen? Es wurden massenhaft Impfzertifikate gefälscht…so n Wisch wo drauf steht, ik hab das Knie kaputt kriegen wir auch alle noch am PC zusammengebastelt, wenn es um die Rückerstattung von 800 Euro für die nächste Langdistanz geht, oder?
IM: Neu bei Ironman ist das Flex 90 Programm. Wenn du dich innerhalb der ersten 90 Tage für ein Rennen anmeldest, hast du die Möglichkeit bis eine Woche vorm Race (kann variieren je nach Veranstaltung), dein Race aufs nächste Jahr zu schieben (Details dazu gibts auch in den allgemeinen Geschäftsbedingungen von IM)
C: Das sollte ja eigentlich die Lösung sein, oder? Und macht ja ey Sinn, sich früh für n Rennen anzumelden, um Geld zu sparen, weil die Startgebühren ja bekanntlich immer mehr steigen. Also doppelt geil, wenn man den Early Bird raushängen lässt.
Und noch was. Wenn du für morgen Abend Karten fürs Elvis Konzert hast und eine Stunde vorher Spritzpups bekommst- denkst du dann auch darüber nach, Elvis eine Mail zu schreiben und die Kohle für die Karte zurückzuwollen?
IM: Viele Versicherungen und zum Teil sogar einige Unternehmen von Kreditkarten übernehmen in solchen Fällen übrigens auch den «Schaden». Einfach mal nachfragen.
C: Eine weitere Frage war, ob man seinen Slot auf Grund von Covid 19 verschieben kann- sollte hiermit auch beantwortet sein.

3. Was ist dein guilty pleasure?

IM: Nico gibt lächelnd zu, ein kleiner Mini Groupie zu sein und wenn möglich an jedes Pro Biefing zu gehen. Seine Lieblings Proathleten sind Skye Moench und Michi Raelert (um keine Schweizer zu nennen fügt er grinsend hinzu) 😉

4. Findet der 70.3 Dubai im Februar statt? Es sind immer noch keine Termine online.

IM: Die Verhandlungen laufen.

5. Was macht Ironman besser als Challenge Family?

IM: Ich kann lediglich sagen, was wir gut machen und wo wir Vorteile haben. Ironman ist anders organisiert. Ironman hat mehr Erfahrung, ein grösseres Team und somit auch mehr Ressourcen
C: Ich denke, die Frage muss ja auch jeder für sich beantworten, was ihm bei welchem Veranstalter jetzt besser gefällt. Allgäu Triathlon zum Beispiel ist auch einfach hammer geil und absoluter Kult und Triathlon technisch eine ganz Geschichte als Ironman.
Aber eben…erzähl mal der Nachbarin du bist letzte Woche bei der Challenge St. Pölten übers Ziel gerannt- die guckt dich an wie n Auto vorm Baum abends mit Licht. Sag ihr, du hast schwere Beine vom Ironman und sie macht n Knicks und zieht den Hut. Und tu nicht so, als wenn du nicht auch stolz bist, wenn du so Sätze raushauen kannst an Menschen, die automatisch denken, du gehst nächste Woche nach Kona, weil sie null Plan von dem Sport, aber absoluten Respekt haben.

6. Rucksack

C: Dazu kamen einige Nachrichten. Warum sind die Rucksäcke bei den verschiedenen 70.3 nicht unterschiedlicher? Warum sind sie «hässlich»? Warum sind sie qualitativ so schlecht?
IM: Die Auswahl des Rucksacks ist ein europaweiter Prozess. Ironman ist es sehr wichtig, dass die Athleten Freude am Rucksack haben und dass er ihnen gefällt. Auch intern ist das immer ein sehr grosses Thema und es werden sich extrem viele Gedanken gemacht, wie man diese gestalten kann, welches Material man nimmt, welches Modell etc.
Es ist kein Geheimnis, dass es bei allen 70.3 das gleiche Modell gibt und bei allen Langdistanzen auch. Und natürlich ist das so, um Kosten zu sparen, indem man extrem hohe Stückzahlen bestellen kann.
Nach jedem Event kann das lokale Veranstaltungsteam Feedback zu den Rucksäcken geben, was dann ausgewertet wird.
C: Ehrlichgesagt interessieren mich persönlich Rucksack und Finishershirt nicht so sehr. Ich bin eher geil auf die Medaille (und die sind ja wirklich immer megaaaaa toll, dat lobt aber auch kein Mensch, weil an anderen Dingen nörgeln viel lustiger ist). Natürlich sind wir alle unterschiedlich. Zum Thema hässlich…okay, Ansichtssache, oder? Das qualitativ schlecht kann ich so definitiv nicht unterschreiben. Mein Rucksack aus Dubai vom 70.3 begleitet mich mehrfach die Woche zum Schwimmtraining. Dat Ding habe ich seit Februar 2020 und der ist top. Kein Reissverschluss kaputt nix- und ich geh damit wirklich nicht gerade sorgsam um.
Mein Vorschlag an Nico: Bei der Onlineanmeldung die Möglichkeit bieten Rucksack Ja/Nein zu kreuzen. Denn ich habe auch so einige von den Dingern jetzt mittlerweile zu Hause rumflattern. Und ich brauch sie wirklich nicht. Einer im Jahr ist eigentlich genug. Das Geld könnte man dann meiner Meinung nach auch spenden oder anders investieren. Nico nimmt es mal mit, aber die Rucksäcke für 2023 sind natürlich schon bestellt.

7. Warum muss man in den USA die Startnummer nicht auf dem Rad tragen, bei uns schon?

IM: Dabei geht es ganz klar um die Athletensicherheit. Die USA ist ein anderes Gebiet und Nico kann deswegen keine Angaben machen, warum drüben drauf verzichtet wird. In Europa stehen auf der Rückseite die medizinischen Informationen und der Notfallkontakt. Gerade auf dem Rad ist die Chance eines Unfalls natürlich am grössten und dann müssen sofort alle Infos vor Ort sein. Der Rettungsdienst kann dann nicht erst bei Ironman anrufen, um an die Informationen zu kommen, die der Athlet bei seiner Anmeldung im Active eingegeben hat.

Fragen, die in Part two beantwortet werden:

Die PTO wird immer stärker, wie reagiert Ironman?
Wieviel Starter sind nötig, um Gewinn zu erzielen?
Weswegen gibt es Graz, Ungarn, Rügen, Slowenien, Teschechien nicht mehr?
Warum gibt es in Österereich nur ein 70.3 Race?
Warum ist die Startgebühr für unter 25- Jährige nicht niedriger?
Warum werden die Women for Tri Slots nicht gleichmässiger verteilt?
Startgeld senken und mehr Essen (keine Frage, sondern eine Aufforderung offensichtlich)
Steht der Athlet wirklich noch im Fokus? Challenge wirkt weniger kommerziell.
Wer stellt die Schiedsrichter ein? Warum sind das immer so wenig und haben die wirklich ne Ausbildung?
Wieviel Helfer braucht es für die verschiedenen Formate?