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Interview mit Bocki

Warum verlässt man ein scheinbar gut laufendes Unternehmen wie PushingLimits und riskiert so viel, um sein eigenes Ding zu machen?

Warum verlässt man ein scheinbar gut laufendes Unternehmen wie Pushing Limits und riskiert so viel, um sein eigenes Ding zu machen?

Die Frage haben sich damals wahrscheinlich einige gestellt, als Bocki verkündet hat, von nun an sein eigenes Ding auf die Beine zu stellen.

Als er dann noch rausposaunt hat, dass er alles ohne Werbung aufziehen will, hab ich nochmal skeptisch die Augenbraue gehoben.
Still und heimlich (wie es meinem Naturell entspricht 😉) hab ich also beobachtet, was er nun so tut.
Einiges….hat er getan. Es kamen unter anderem die Podcast. Podcast, für die man ein Abo abschließen und bezahlen muss.

Poah, der Typ hat mächtig haarige Eier, dachte ich mir.

Zu einer Zeit, in der mein Handy fast explodiert vor Angeboten an Podcast (wohlbemerkt umsonst).
Wieso in drei Gottes Namen sollte ich denn bitte für deinen Podcast bezahlen, lieber Bocki? Welchen Profi aus der Triathlonszene hast du denn vors Mikro gezerrt, dass es mir auch nur einen müden Rappen wert sein sollte?
Auf Insta hat gab es immer wieder kleine Ausschnitte aus den Aufnahmen zu lesen. Und Feedback von Hörern hat er dort auch geteilt. Hmm…scheint irgendwie anders zu sein, was er da macht.
Ach komm, hast schon dümmer Geld ausgegeben, dachte ich mir. Belohn den Mann für seine Arbeit, gib ihm ne Chance und abonnier das mal.
Vorweg: Ich zahle von Spotify die Vollversion, eben weil ich keine Lust auf Werbeunterbrechungen habe. Abgesehen von Bockis Podcast gibt es jedoch keinen mir bekannten, bei dem nicht zwischendurch Werbung gelabert wird. Und damit meine ich nicht, es wird etwas beworben, um das es eben gerade geht. Damit meine ich, es gibt eine ganz klare Pause, wo die Podcaster dann ihren Werbekram runterrasseln. Ik hab nix gegen Werbung, auch ich verdien mir dadurch n kleinen Taler auf Instagram dazu. Aber minutenlanges Gesülze, inhaltlich so einfallsreich wie n Sack Mehl…och bitte…

Also schonmal erster Pluspunkt für Bocki.
Meine ersten Folgen waren Bockis Briefing damals direkt von der WM auf Hawaii. Ich hatte Gänsehaut. Ich hab keinen Podcast gehört, ich stand da mit an der Startlinie und hab die Menschen gesehen, so hat es sich angefühlt. Krass…einfach krass.
Und schon hat der Herr Bock definitiv ein riesen Fangirl mehr.
Seitdem sehne ich jede neue Folge auf Spotify herbei. Habe Andy angesteckt. Am Abendbrottisch diskutieren wir über das Gehörte. Die Fahrten zur Arbeit sind kurzweilig, weil Bocki mich unterhält. Dazu kam dann seine „kleine aber feine“ Kleiderkollektion. Bei dieser bringt er alle paar Monate einige wenige selbstdesignte Stücke raus- ich liebs.

Bockis Interviews sind anders.

Da geht es nicht um „wie trainierts du, was hast du vorher so gemacht“. Da geht es viel mehr um den Menschen. Und darum, wie es IN diesem Menschen aussieht. Denn das, was er sonst nach außen zeigen will, haben wir alle ja schon genug gesehen. Aber Bocki kriegt sie alle weich und sie plaudern aus dem Nähkästchen, so dass man sich manchmal fühlt, als dürfe man dabei sein, wie zwei gute Freunde einfach quatschen.
Und es geht NIE um Bocki. Er fragt, aber er wird nicht gefragt. Warum ist das so?
Wer ist dieser Bocki denn nu? Dat will ik wissen. Also hau ich ihn an und frag ihn, ob wir uns in Roth treffen können, damit ich ihm mal Fragen stellen darf.

Er willigt ein. Andy und ich sammeln die Monate vorher Fragen. Ich schreibe mir nix auf. Treffe mich mit Bocki auf der Expo, ohne Laptop oder Aufnahmegerät. Ich will „fühlen“ was das für n Typ ist- nicht Fragen runterrasseln und während er antwortet in die Tasten hauen.
Zehn Minuten nachdem wir uns Treffen beginnt das Unwetter über Roth und das komplette Interview findet neben zwei freiwilligen Helfern unter der offenen Kofferraumklappe eines kleinen, alten VW Bus statt.
Das Interview war ein riesen Durcheinander. Ich habe die Fragen rausgeschossen, wie sie mir in den Sinn kamen. Es hatte absolut kein System. Und genauso schreib ich es auch hier auf. Durcheinander- hoffe es liest sich trotzdem gut weg 😊

Beantwortest du nicht gerne Fragen?
Hmm... ich hab das Gefühl, dass was ich zu sagen habe, ist ja nicht so interessant. Anderen zuzuhören ist doch viel spannender.
Bocki erzählt mir vom Beginn seiner „eigenen Episode“.
Wie es war, mit zwei kleinen Kindern und einer Frau zu Hause alles auf die eine Karte zu setzen und nicht zu wissen, ob es funktioniert.
Und auch jetzt nicht zu wissen, wie lange es funktioniert.
Es wäre doch einfacher, wenn er sich nicht gegen die Werbegeschichte entschieden hätte-warum hat er das gemacht?
Weil es ihn genervt hat. Und weil ihm das kreative zu kurz kam und zu viel fremdbestimmt wurde, um die Einnahmen auf diesem Wege zu sichern. Jetzt ist er sein eigener Herr. Er allein kann entscheiden.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen, aber habe auch absoluten Respekt dafür- denn es ist immer mutig, sich nicht für den einfachen Weg zu entscheiden.
Warum das Thema mit den Klamotten?
Finanziell ist das eigentlich ne Nullrunde, aber es macht ihm Freude. Kreativ zu sein. Zu designen. Sein Herzblut reinzustecken.

Wenn du n Podcast machst und dein Gegenüber hört einfach nicht auf zu reden, wie gehst du vor?
Ich lass ihn reden. Und höre zu. Und höre weiter zu. Und ggf. greife ich die Frage dann nochmal auf, wenn sie nicht beantwortet wurde.
Machst du dir während der Aufnahme Gedanken dazu, ob das, was gerade gesagt wird deine Zuhörer auch wirklich interessiert?
Nein, null. Während der Aufnahme vergesse ich manchmal sogar, dass wir aufnehmen. Ich bin so in das Gespräch und mein Gegenüber vertieft.
Bocki erzählt mir, wie er sich auf die Aufnahmen vorbereitet. Nachdem er einen Termin mit dem Interviewpartner gemacht hat, beschäftigt er sich mit dieser Person. Liest oder hört Interviews und wenn dabei Unklarheiten entstehen, notiert er sich genau diese Fragen, um dort dann anzusetzen und nachzubohren.
Er fährt in der Regel zu den Leuten. Sie trinken n Käffchen zusammen und dann sind sie schon n bisschen warm geworden und starten.
Seinen eigenen Podcast hat er noch nie komplett angehört. Er schneidet daran auch nicht groß rum. Im Interview mit Patrick Lange ist mir das zum Beispiel aufgefallen, wie lang er ähhmm…mhh…schwierig…sagt, bevor er die Frage beantwortet. Ich mag das. Das macht es noch authentischer.

Der kleinste gemeinsame Nenner, wie er es nennt, seiner Folgen ist der Triathlon.

Aber als Hörer hat man viel mehr davon als nur Gerede über Sport.
Ob er denn auch Menschen aus anderen Bereichen interviewen würde, möchte ich wissen. Hat er bereits getan und kam nicht so mega gut an, sagt er mir. Deswegen ist das Thema geblieben.
Mich interessiert, wen er gerne mal vorm Mikro hätte, aber nicht bekommt. Eigentlich hat er bis jetzt von jedem eine Zusage bekommen, den er angefragt hat, erzählt er mir. Aber Jan Frodeno wäre noch auf seiner Liste.
Ja, Frodo- mach mal- das wäre sicher spannend, wenn der perfekte Schwiegersohn mal von Bocki auseinander genommen werden würde :-P.
Und ich beantrage, dass er mal bei Daniela Ryf anklopft. Ik finde, die könnte auch mal für ihn den Schlübber runterlassen, jetzt in ihrem letzten Jahr- die Frau ist einfach Legende.

Ich möchte wissen, ob Bocki ein organisierter Typ ist. Schließlich haut er 3 Podcastfolgen die Woche raus, designt nebenbei Klamotten, unterhält n Insta Account, organisiert seinen ersten eigenen Triathlon, hat Familie, sicherlich auch Freude und bietet regelmäßig auch Bühnenveranstaltungen an.
Er lacht. Zögert kurz. Wenn er am PC ist und was arbeitet, und sein Handy piept, ist er sofort abgelenkt. Trotzdem weiss er jetzt schon, dass am 26.12. seine hundertste Folge laufen wird und macht sich Gedanken, wie es dann weitergeht. Organisiert jetzt schon die nächsten Interviews, ist auf Themensuche für „Team Trivial“ usw.

Wenn ich dir 8000Euro jeden Monat geben würde, würdest du zurück in einen 9 to 5 Job?

Du hättest mehr Zeit für dich, für deine Familie usw.?
„Damit unterstellst du mir ja, dass ich gern mehr Zeit mit ihnen hätte. Und denkst also, das hab ich jetzt nicht?“
Hm…gut gekontert. Er hat jetzt mehr Zeit mit seiner Familie, weil er sie sich besser einteilen kann. Weil er eben der Chef ist. Erfahrungen in einem „normalen Job“ konnte er früher sammeln und hat sich ja bewusst dagegen und lieber für ein Fünkchen Risiko entschieden.
Angenommen, du könntest/müsstest/solltest Leute einstellen. Welche Tätigkeiten würdest du ihnen delegieren?
Chef sein…sagt er und lacht. Und alles was Papierkram betrifft. Ich will kreativ sein. Das andere gehört aber eben auch leider dazu und muss gemacht werden.
Sportlich gesehen kann Bocki auch stolz und zufrieden zurückblicken. Ich frage, ob er jetzt auch noch aktiv trainiert.
Überhaupt nicht. Manchmal gehe ich aufs Rad. Ohne Wattmesser, ohne irgendwas. Aber nur zum Spass. Entspannen kann ich auch super mit meinen Kindern auf dem Spielplatz. Und das Racefeeling hab ich ja weiterhin. Außer, dass ich nicht über eine Ziellinie renne, bin ich ja hier jetzt auch von Anfang bis Ende mit dabei.

Das Gewitter lässt langsam nach. Wir schlendern zurück zur Expo.

Ich habe einen Mann kennengelernt, der für etwas brennt.

Und das spürt man, ohne dass er es über den ganzen Platz schreien oder sich in den sozialen Medien dafür zum Affen machen muss.
Er tut das, was er tut mir Herzblut. Er kann sich scheinbar durch positives Feedback zu seiner Arbeit motivieren. Bocki macht auf mich den Eindruck einer Person, die völlig zufrieden ist. Nicht zufrieden im Sinne von, ik bin hier der geilste Hengst im Stall, sondern zufrieden im Sinne von, ich hab mir viel Mühe gegeben und würde mich freuen, wenn euch gefällt, was ich mache. Seine Projekte entwickelt er mit Leidenschaft und man hat den Eindruck, diese Leidenschaft kann noch viel, viel mehr, als das, was er uns bis jetzt präsentiert hat.
Er hat offensichtlich eine Mischung in seinem Leben gefunden, die für ihn sehr gut zu funktionieren scheint. Das freut mich sehr. Ich bin riesig gespannt, auf alles, was dieser Mann noch auf die Beine stellen wird.

Danke Bocki!

Für den Kaffee, für deine Zeit, deine Offenheit und all den wunderbaren Content, den du uns bietest! Es war mir n inneres Blumenpflücken, dich endlich mal persönlich zu treffen!
Und ich freue mich, bald im Puplikum einer deiner Veranstaltungen sitzen zu dürfen.

Falls ihr diese Seiten gelesen habt und euch nun fragt, von wem redet die Olle eigentlich, dann schaut mal auf www.bockisbude.de vorbei (unbeauftragte, unbezahlte Werbung aus völliger Überzeugung).