Influencer statt Influenza
Wenn wir momentan im Internet surfen kommen wir nicht drum herum, darüber zu lesen. Ob wir wollen oder nicht, Corona ist aktuell omnipräsent.
Vielleicht ist es gerade deswegen jetzt auch angebracht, über etwas ganz anderes zu schreiben.
- Geschichten aus dem Leben
Sollte ich als jemand, der im Gesundheitswesen arbeitet hier jetzt den mahnenden Zeigefinger heben? An die Vernunft der Menschheit appellieren? Meine Meinung zu diesem Virus jetzt hier breitlatschen? Meine Reichweite als Influencer nutzen, um zu versuchen, die Welt zu retten?
Wenn wir momentan im Internet surfen kommen wir nicht drum herum, darüber zu lesen. Ob wir wollen oder nicht, Corona ist aktuell omnipräsent.
Vielleicht ist es gerade deswegen jetzt auch angebracht, über etwas ganz anderes zu schreiben. Vielleicht findest du es auch völlig bescheuert, dass ich mit diesem Blog versuche, deine Gedanken ein paar Minuten wieder zurück in eine normale Welt zu entführen. Aber noch scheinst du ja zu lesen….
Das Wort Influencer hat so n kleinen negativen Touch, finde ich. Es klingt für mich immer n bissl, als wolle ich jemanden manipulieren, ihm eine Meinung aufdrücken oder ihm irgendeinen Schrott verkaufen. Influencer sind Schmarotzer. Das denken sehr viele. Wir kriegen alles geschenkt und müssen schliesslich nix dafür tun…voll unfair.
Ja genau! Dann stellt sich mir doch die Frage, warum ihr nicht auch alle Influencer seid, wenn es so ein erstrebenswerter Titel ist ? Hör ich da etwa Neid raus? Oder ist es einfach Dummheit?
Wer denkt, dass namenhafte Unternehmen mich ohne Gegenleistung mit ihren Produkten bewerfen und mir liebe Karten dazu in die Päckchen legen, der hat sich mächtig geschnitten.
Aber was wirklich dahinter steckt, will ja eigentlich auch keiner wissen, oder? Ja, dann klick jetzt aufs kleine X-chen oben rechts in der Ecke.
Im Gegensatz zu manch anderen Influencern hab ich in der Schule ganz gut aufgepasst und somit ist beruflich aus mir auch was geworden. Ich bin also in keinster Weise von Instagram abhängig, geschweige denn, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen könnte.
2015 hab ich auf Anraten eines Freundes einen Account erstellt und von da an angefangen, meine Bilder vom Training hochzuladen. Dazu kamen dann meine Gedanken, Gefühle oder hohlen Sprüche, die mir bei der dargestellten Einheit durch die Rübe gingen. Und so wuchs und wuchs dieser Account. Und damit auch die Anzahl der Follower. Voller Stolz kann ich sagen, dass ich um diese ganze Followerkaufkagge einen grossen Bogen gemacht habe. Das hab ich nie verstanden, warum Leute das machen. Jede Firma checkt dich doch vorher und schnallt sehr schnell, ob du gekaufte Follower hast- und dann profitieren die auch nicht wirklich davon, wenn du ihre Produkte darstellst.
Was die Neider nicht sehen wollen, ist die Arbeit, die hinter so einem stetig wachsendem Account steckt. Was denkt ihr, wer all die Nachrichten beantwortet, die ich so am Tag bekomme (im Schnitt 40/day)? Was denkt ihr, wer die Bilder von mir macht? Zu 95% trainiere ich alleine. Heisst ich habe bei jeder Einheit meine Gopro und mein Handy mit dabei. Am Anfang oder am Ende einer Einheit wird dann fix n Bild geknipst. Da es mir wichtig ist, authentisch zu sein kostet mich das zum Glück nicht so viel Zeit, weil es mir relativ egal ist, ob die Haare richtig liegen oder mir Schweiss von der Nasenspitze tropft. Trotzdem wird auch dieses Bild am Abend bearbeitet und zurechtgeschnitten. Während der Einheiten hol ich ebenfalls regelmässig das Handy raus, um Storys zu filmen und euch bei meinem Training mitzunehmen.
Wenn ich auf diesen Posts dann Produkte darstelle und verlinke, dann bedeutet das automatisch, dass ich mich zur Verfügung stelle, Fragen dazu zu beantworten. Was hab ich für Erfahrungen mit dem Produkt, funktioniert es auch für dies und das…würdest du mir raten das und so weiter und so fort.
Ich vertrete die Firmen und Produkte nämlich nicht einfach nur, indem ich irgendwas in die Kamera halte und doof dazu grinse. Aber auch das siehst du ja nicht, wenn du mir folgst. Das der Post am Abend sich auch nicht von alleine macht und die Kommentare dazu gelesen und beantwortet werden wollen interessiert auch keinen.
Ich will absolut nicht jammern, denn ich liebe diesen ganzen Instagramkram. Ich habe Spass dabei, mein virtuelles Tagebuch mit euch zu teilen. Und das jeden Tag…JEDEN TAG. Ich profitiere von tollen Bekanntschaften, Erfahrungsaustausch und auch ich werde beeinflusst durch das, was ich in anderen Feeds sehe.
Die Vertragsverhandlungen, Emails mit Anfragen und Ansprüchen der Partner sind ein wichtiger Teil von all dem, was ich mega spannend finde.
Auf meiner Seite werdet ihr kein Produkt sehen, von dem ich nicht 100% überzeugt bin. Weil ich bin keine, Verzeihung für den Ausdruck, Konsumhure, die irgendetwas schön redet oder aufschwatzen will, was sie selber eigentlich dämlich oder unnütz findet.
Ich finde es grossartig, dass ich durch das Influencersein zum Teil kleine Unternehmen unterstützen kann, ein bisschen an Popularität zu gewinnen.
Und mit dem ganzen Instagedöns ist es wie mit dem Training. Wenn du es jeden Tag machst, dann wirst du Fortschritte machen. Wenn du 1x die Woche rennen gehst wird der Weg zum Marathon lang und schwer. Wenn du jeden Tag läufst, dann geht es eventuell etwas schneller.
Urteile nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Ich sag ja auch nicht, dass ein Mitarbeiter einer Bank weniger hart arbeitet, als ein Dachdecker, denn ich hab keinen Plan, was der Typ in der Bank den ganzen Tag macht.
Was ich weiss ist, dass ich meiner Linie von Anfang an treu geblieben bin. Ich war ich. Ich bin ich. Zum Teil zerstört, meistens verschwitzt. Ich habe mich von den vielen hasserfüllten, beleidigenden Nachrichten nicht ausbremsen lassen, einfach so weiter zu machen. Habe nicht angefangen meine Posts auf Englisch zu schreiben, um damit evtl. mehr Follower vom anderen Kontinent zu bekommen (denn mein Englisch ist nicht gut genug um damit meinen Sarkasmus, meine Selbstironie und meinen Humor rüberzubringen).
Ich lehne weiterhin Angebote ab, die einfach nicht zu mir passen und lasse mir von keinem Unternehmen vorschreiben wie und was ich zu posten habe.
Denn die Freiheit Claudi zu bleiben, die lasse ich mir für kein Produkt der Welt nehmen.
19105 Menschen scheint das ja halbwegs zu gefallen :-)