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Ich habe die Fresse voll davon, in dem Hamsterrad zu leben.

Ich kann und will die Dinge nicht kontrollieren. Ich kann und will nicht planen.
Ich will die Freiheit schmecken.

  • IronVan

In der Schweiz bin ich angekommen, ich fühle mich hier zu Hause, aber ich möchte noch mehr von der Welt sehen.
Seit Ewigkeiten schlummert der Traum vom Vanlife in mir.
Irgendwann. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wenn du die Nase hier mal voll hast.
Ich hab die Nase hier absolut nicht voll, aber ich bin bereit, weiterzuziehen- auf Zeit.
Reisen erweitert den Horizont, sagen sie. Hm…ob das stimmt werde ich dann erfahren.

Vor 2 Jahren habe ich auf 150 Quadratmetern gewohnt, mit privatem Fitnessraum, Sauna, Dampfbad und eigener Squashhalle. Ein Traum….aber eben doch nicht meiner. Jetzt fühl ich mich in meiner kleinen, niedlichen Dachgeschosswohnung tausendmal wohler, als in der riesen Hütte.

Aus "irgendwann" wurde irgendwann ein "bald". Und aus "bald" wurde ein "jetzt".

Mir war wichtig, ein Auto mit "Charme" zu kaufen. Nicht so ein perfektes Wohnmobil, bei dem mir jeder Katzer das Herz zerreisst. Nicht so n Ding von der Stange. Der ursprüngliche Gedanke war, mir n Crafter zu kaufen und diesen selbst umzubauen. Unmöglich. Dafür bin ich dann doch zu sehr Mädsche. Ich hab keine Ahnung von der ganzen Kabelei, von Isolierung und Solar. Und ich habe auch nicht die Musse mich damit intensiv zu beschäftigen. Fackelt mir nachher die ganze Bude ab, weil ich roten und blauen Draht falsch verlegt hab, dann hab ich den Salat. Ausserdem will ich nach Feierabend trainieren und nicht schrauben, da bin ich ehrlich.
Also hab ich mich im Internet auf die Suche begeben. Monatelang. Und irgendwann war er da. Liebe auf den ersten Blick- mein IronVan.

Er ist wie für mich gemacht. Er hat soviel Details, die ich mir nie erträumt hätte und ich musste ihn einfach haben. Innerhalb von 36h stand er auch schon bei mir auf dem Hof.
Es sind Kleinigkeiten, die ich vor meiner Abreise noch anpassen muss, aber wirklich nur Peanuts. Die ersten Nächte habe ich schon in ihm verbracht. Und mich dabei pudelwohl gefühlt.

Jetzt geht plötzlich alles ganz schnell. Wohnung und Arbeit gekündigt. Säckeweise Klamotten verschenkt. Die ersten Möbel schon verkauft. Versicherungen abgeschlossen, Konten eröffnet, alles Unnötige was im Monat Geld kostet abbestellt (TV etc.).

Ob ich denn mit 33 schon eine Auszeit bräuchte. Das Wort mag ich absolut nicht. Auszeit klingt für mich nach "Ich leben am Limit, halt das alles nicht mehr aus, muss ausbrechen". So ist es absolut nicht. Ich bin weder überfordert noch unglücklich mit meinem Leben. Es ist keine Auszeit- es ist mehr so "halloleben".
Ich habe die Fresse voll davon, in dem Hamsterrad zu leben. Ich habe keinen Bock, arbeiten zu gehen um mein Auto tanken zu können, was ich nur brauche um damit zur Arbeit zu kommen. Oder meine Wohnung zahlen zu können, die wahrscheinlich n viertel kosten würde, wenn sie nicht so nah an Züri wäre, die ich jedoch in der Nähe brauche, um schnell auf der Arbeit zu sein.
Um mich dann nach Feierabend zu "erholen" um am nächsten Tag wieder fit für die Arbeit zu sein.
Ist es sinnhaft in dieser Spirale bis 65 oder wer weiss wie lange zu sein? Und dann soll mein Leben anfangen? Dann hab ich es mir verdient ins Bett zu gehen, wann ich will und zu machen, was ich will? Nein danke.

Das ist nicht meine Definition von Leben.

Ob ich mir nicht Sorgen wegen meiner Rente mache, wenn ich dann jetzt einfach nicht mehr arbeiten gehe. Ehrlichgesagt nein, null komma null. Ob ich so alt werde, weiss der liebe Gott. Ob es für mich überhaupt ne Rente gibt, weiss niemand. Wie auch immer es kommen wird, wenn ich in Rente bin, ob mit nem Vermögen oder an der Armutsgrenze, dann will ich auf n geiles Leben zurückblicken. Dann will ich nicht bereuen. Dann will ich nicht denken "Hättest du mal…".

Wie dumm ich denn wäre, das ganze jetzt zu Corona Zeiten zu starten. Ja…wirklich selten dämlich. Aber was genau hat Corona jetzt für n Einfluss auf mein Leben im Van? Wenn ich Pech hab, dann muss ich halt mal 10 Tage an einem Ort bleiben oder wenn`s dumm kommt 10 Tage in ein Hotel in Quarantäne. Na das wäre ja schrecklich 😉

Der Plan ist von Ironman zu Ironman zu reisen. Zu racen, zu trainieren, zu leben. Das zu tun, was ich liebe.
Wenn die Rennen nicht stattfinden, dann eben nicht. Geht die Welt auch nicht unter. Und wenn ich auf eins von den angemeldeten Races keinen Bock habe, dann starte ich halt nicht. Mich zwingt ja niemand. Wenn ich Lust habe, links abzubiegen, dann werde ich das tun. Und wenn ich nach rechts will, dann wird es halt die Richtung.

Wenn ich mich nach 2 Wochen unwohl fühle, dann fahr ich zurück. Suche mir ein neues Zuhause. Wenn ich irgendwo hängen bleibe, dann bleib ich irgendwo hängen.
Ob ich jetzt Oliven in Italien pflücke werde oder mir in Timbuktu n Iglu baue…ich habe keine Ahnung.
Und es ist mir auch egal. Ich werde das tun, was sich richtig und gut anfühlt. Und wenn mir die Kohle ausgeht, dann werde ich neue verdienen. Irgendwo, mit irgendwas, irgendwie.

Was kann schiefgehen?

Mir kann die Karre um die Ohren fliegen, joa, das könnte passieren. Wäre nicht so geil. Wird sich dann ne Lösung finden. Dann geht’s halt mit Zelt und Rucksack weiter, oder so.
Ich kann krank werden. Japp…das kann ich nicht kontrollieren. Krank werden kann ich aber auch jetzt hier. In meiner Wohnung, mit meinem 100% Job und meinem Nebenjob und meinem aktuellen Leben. Würde mich dann also auch anscheissen.

Ich kann und will die Dinge nicht kontrollieren. Ich kann und will nicht planen.

Ich will die Freiheit schmecken.

Ich will Sternenhimmel anstarren und bei Sonnenaufgang Yoga am Meer machen.

Ich will Radfahren auf Strassen, die ich noch nie gesehen habe.

Ich will schwimmen in Meeren, bei denen ich keine Ahnung hab, was alles drin rum kreucht.

Ich will laufen über Wege, die mich an Orte führen, die mich staunen lassen.

Ich will neue Länder kennenlernen. Neue Kulturen. Neue Welten.

Ich will leben und ich bin so dankbar, dass ich mir diesen Traum erfüllen kann.