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Fabians Folterkammer

Mein FTP und mein Vo2max gehen mir übrigens soweit am Tüffel vorbei, wie das Paarungsverhalten von Bibern.

Leistungsdiagnostik bei Tricademy

Eingängig sollte man sich die Frage stellen, was man sich von dem ganzen Zauber verspricht. Wenn man nach Lust und Laune ab und an mal n bissl Sport macht und vielleicht irgendwann n Triathlon finishen will, dann kann man sich das meiner Meinung nach auch klemmen.

Ich habe meine erste Leistungsdiagnostik erst weit nach meinem ersten 70.3 gemacht. Aber seitdem regelmässig.

Die letzte LD habe ich bei der Tricademy gemacht.
Kennengelernt habe ich Fabian, weil seine Folterkammer im Powerlab in Uster ist, und mit denen arbeite ich bekanntlich zusammen 😊.

Wenn man den ganzen Sport etwas ambitionierter, leistungsorientierter und mit mehreren spezifischen Zielen macht, dann bringt ne LD definitiv viel. Hätte ich sie früher gemacht, dann wären die Fortschritte sicher auch schneller und grösser gewesen- aber damals war mein Ziel mehr überleben, statt schnell sein. Die Einstellung ändert sich natürlich im Laufe der Zeit. Beim einen mehr, beim anderen weniger und das ist auch völlig ok.

Nach einer LD kennt man seine Bereiche ganz genau. Und kann eben diese für seine Trainingsplanung verwenden.

Wir neigen ja alle dazu, unseren Grundlagenbereich etwas höher einzuschätzen, als er in Wahrheit ist.

Und eigentlich wissen wir, dass Grundlagentraining sowohl beim laufen, als auch beim radeln der Schlüssel zum schneller werden ist.

Nun ist Grundlage eben leider nicht unbedingt unser Wohlfühltempo, sondern fühlt sich meistens eher nach schleichen kann. Und wer schleicht schon gern rum? Man würde sich ja da im Training am liebsten n Schild umhängen- das ist Grundlage- ich kann eigentlich auch viel schneller. Oder eins, wo drauf steht- ich renn dat Tempo im Fall schon seit 28km, also guck mich nicht so an.
Unser Ego wieder.

Ein guter Coach weiss, wie oft er dich welche Intensitäten trainieren lassen muss und wird dir deinen Plan dementsprechend machen. Aber das kann er natürlich nur, wenn er auch die Werte und Bereiche kennt.

Es gibt genug Methoden, die im Internet beschrieben werden, wie man seinen Maximalpuls bestimmt, dann Handgelenk mal Pi und zum Quadrat irgendwelche Bereiche ausrechnen kann.

Dat ist doch Quatsch mit Sosse. Also entweder ich trainiere nach Jux und Dallerei (dann interessieren die Bereiche doch auch keine Sau), oder ik mach dat vernünftig.

Dann lauf ich nämlich auch nicht so Gefahr, in ein Übertraining zu ballern, oder monatelang in zu hohen Bereichen durch die Gegend zu juckeln und mich zu wundern, dass anstatt die Vo2 Max die Müdigkeit zunimmt.

Und es ist ausserdem extrem wichtig für die Raceplanung. Wieviel Watt kann ich auf dem Rad über die geforderte Kilometerzahl drücken und bin danach noch in der Lage meine Zielpace zu rennen. Und auch das ist nicht so einfach umzusetzen, wie es klingt.
Ich erinnere mich an Jesolo- 70.3.
Ich bin die Wattwerte gefahren, die Andy mir im Vorfeld aufs Auge gedrückt hat. Und bin fast verrückt geworden. Der Puls war unterirdisch. Die Beine haben sich doch sooooo gut angefühlt. Ich könnte doch soooo viel mehr drücken. Auf den letzten Kilometer auf der Laufstrecke war ich ihm unendlich dankbar, dass ich nicht einen Watt mehr gepusht habe- dann hätte ich die Pace nämlich zu dem Zeitpunkt sicher nicht durchhalten können. Ich hasse es, wenn er Recht hat 😉.

Also- summasummarum (wie schreib man das eigentlich?)- ne LD macht unglaublich viel Sinn und ist in meinen Augen ein MUSS, wenn man zielführend, strukturiert, gesund trainieren will.

Ich mache Triathlon seit sieben Jahren. Ich weiss nicht, an wie vielen Startlinien ich gestanden habe- aber ich weiss, dass ich vor keiner so viel Angst habe, wie vor der regelmässigen Leistungsdiagnostik. Ich kann nicht sagen warum. Man sollte meinen, der Druck vor nem Wettkampf ist höher- ist bei mir komischerweise anders. Spielt auch keine Rolle, warum das so ist. Ik mach das ja freiwillig und einige Ängste muss man auch ab und an mal überwinden. Fabian war im Kennenlerngespräch ne sympathische Socke und das hat mir n kleines bissl die Anspannung genommen. Trotzdem hatte ich die Buchsen voll auf dem Weg hin.

Wir planten sowohl die Analyse auf dem Laufband, als auch auf dem Rad. Im Vorfeld bei der Online Anmeldung konnte ich angeben, ob ich mit eigenem Rad kommen möchte- selbstverständlich kommt der Bro mit.

Fabian macht die Analyse mir der Spiroergometrie und nicht mit der Laktatbestimmung aus dem Blut.
Meine letzten LD waren immer mit pieken am Ohr. Ich fand den Gedanken angenehm, dass ich gerade beim rennen nicht zwischendurch anhalten und wieder anlaufen muss. Stört andere vielleicht weniger, aber ich fand das immer mühsam, auch wenn es nur n paar Sekunden dauert. Jetzt kommst du und sagst, ja aber bitte, wie ätzend ist das, mit so ner Maske auf dem Gesicht so hart zu pushen.
Zu Beginn der Session musste ich erstmal in Ruhe zehn Minuten die Maske tragen- zum Kalibrieren, mich dran gewöhnen und weiss der Kuckuck wozu noch. Hab doch vor Aufregung auch nur mit einem Ohr zugehört. Durch das Hypoxietraining, was ich ja im Powerlab immer mache, hat mich persönlich die Maske absolut nicht gestört. Sie hat während der ganzen Zeremonie einwandfrei gesessen, nicht gedrückt, ist nicht verrutscht, ich hab mich absolut nicht von ihr behindert gefühlt.

Wir starteten auf dem Bro.

Fabian hat in seiner Folterkammer ne Klimaanlage, gefühlt 12 Ventilatoren und technisch alles, was du dir vorstellen kannst. Es ging los mit 10 min easy einrollen und dann alle 3 Minuten 30 Watt hoch.
Was ich persönlich extrem angenehm fand, war, dass Fabian abgebrochen hat, als er auf seinem kleinen Bildschirm gesehen hat, dass alle für mich wichtigen Bereiche ermittelt sind. Ich musste also nicht «alles» geben auf dem Rad und bis zur Synkope da rumstrampeln und Ewigkeiten über mein Limit gehen. Macht für mich absolut Sinn. Es gibt Wattwerte, die drücke ich sicher n paar Minuten und die kleine Pumpe in meiner Brust überschlägt sich halb, aber sind das Werte, die für mich im Training oder Race von Interesse sind?
Der Meister hatte die Daten, die er brauchte und hat mich erlöst. Im Powerlab hats die Möglichkeit zum Duschen, bzw. sich umzuziehen- also rein in die Laufklamotten, nicht lang fackeln und weiter ging es.

Vorm Laufen hatte ich noch mehr Bammel.

Ebenfalls erstmal n paar Minuten spaziergehen auf dem Laufband zum reinkommen. Und dann da dasselbe Prinzip, alle 3 Minuten die Geschwindigkeit erhöhen.
Hier durfte ich allerdings wirklich bis an die Kotzgrenze rennen und das habe ich auch gemacht. Und ich trau es mich kaum zu sagen, aber es hat richtig Spass gemacht. Das Laufband ist natürlich so n highend Teil, da macht das sowieso richtig dolle Fehtz.
Danach n Kaffee und dann gings an die Auswertung.

Lieber Fabian- du bist ein Freak 😉. Also der Mann, ich sag euch, ich bin sicher, der hat Zahlen auf seiner Bettwäsche. Der kommt schon echt drus. Die kleinen Äuglein haben richtig geleuchtet, als er alle Zahlen, Kurven, Parameter, Werte erklärt hat.
Zum Glück kann er seine Kommunikation seinem Gegenüber ausgezeichnet anpassen- somit hat er mir meine Bereiche so erläutert, dat ich was kapiert hab. Andy und er haben dann da noch Sachen diskutiert- ich bin nicht sicher, aber ich glaub, die planen ne Mondlandung- hab nicht viel verstanden.

Jetzt hast du artig bis hier gelesen und brennst drauf, endlich meine Zahlen zu erfahren. Wie ist denn jetzt mein Vo2Max, mein FTP, mein Maximalpuls, meine verschiedenen Bereiche?

Du scheinst mich noch nicht zu kennen, wenn du jetzt wirklich enttäuscht bist, sonst wüsstest du, dass ich eher ne Aalsuppe essen würde, also hier den Schlübber runterzulassen.
Mein FTP und mein Vo2max gehen mir übrigens soweit am Tüffel vorbei, wie das Paarungsverhalten von Bibern. Wat hab ich denn von den Werten? Brauch ich nicht- hätte ich jetzt aber dank Fabian.

Ich habe die aktuellen Werte für meine verschiedenen Trainingsbereiche. Das wollte ich.

Ich weiss, dass ich im Laufen erstaunlich Fortschritte gemacht habe. Das freut mich natürlich sehr.
Beim Radfahren hab ich eins auf den Sack bekommen- da hab ich die Grundlage n bissl schleifen lassen- Asche auf mein Haupt. Ich mags halt hart. Hat beim laufen ja auch jahrelang gedauert, bis ich endlich eingeknickt und rumgekrochen bin, um schlussendlich schneller zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, dass auch beim Radfahren zu machen. Da find ich Grundlage noch viel, viel ätzender. Macht doch keinen Spass, draussen die ganze Zeit auf den Wattmesser zu glotzen (damit man auch ja nicht zuviel drückt), anstatt die wunderschöne Aussicht zu geniessen. Und ich bin hier in der neuen Hood auch noch nicht so richtig angekommen, fahre also von daher momentan auch sehr viel mit Andy. Überraschenderweise ist es selbst in seinem Windschatten für mich kein GA1 😉. Jetzt muss ich mir halt überlegen, was mir wichtiger ist. Voranzukommen, oder die Ausfahrten 100% zu geniessen.

Ich verlasse Fabians Folterkammer auf jeden Fall sehr happy. Zufrieden, dass ich es hinter mich gebracht hab, zufrieden, dass ich so n tollen Typen kennenlernen durfte, der n wandelndes Zahlenbrain ist und scheinbar auf jede Frage ne Antwort hat.
Zufrieden mit meinen Werten, so dass ich mich nicht so verhalten muss, wie man das in der Triathlon Szene gerne tut, wenn das Ergebnis der Analyse anders ausfällt als erhofft.
Dann liegt es nämlich nie am Athleten. Dann hat der Typ entweder keine Ahnung, ist n Arsch oder seine Geräte sind ja schliesslich völlig veraltet und kaputt.

Danke Fabian, von Tricademy, dass ich die Möglichkeit hatte, mich bei dir auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Für deine kompetenten Erklärungen und deinen geilen Humor.

Tricademy