Die Eisprinzessin finished mit Pipi in den Augen
Racebericht zum Ironman 70.3 Dubai
- Race hard, baby
Die Entscheidung in Dubai an den Start zu gehen fiel eigentlich mehr so aus einer Laune raus. Ich hatte Bock, meine Saison früh zu starten und hab bei meiner Recherche festgestellt, dass Dubai n super Ruf hat. Einer der schönsten 70.3 weltweit, so steht es im Netz, und ich kann es bestätigen (vor meiner eigenen Trizeit bin ich bei mehr als genug Events als Supporter gewesen).
Das Racebriefing fand hier eben nicht im Bierzelt statt, sondern an Tischen mit weissen Decken und so schicken Kondömchen über den Stühlen. Es gab auch keine Pastaparty, sondern ein Buffett wie im 4 Sterne Hotel. Wir dachten erst, wir sind aus Versehen im VIP Bereich gelandet, aber es war wahrhaftig auch für uns.
In der Wechselzone standen rote Samtstühle mit goldener Umrandung, dat war also mal meiner würdig. Zur Registration gab es ein Ironman Cap (n echt schönes), n anständigen Rucksack und zum Finish dann ne Ironman Steppweste (sonst bin ich eher so Gratissonnencreme und Magnesium Pulver gewohnt).
Im Vorfeld vom Rennen war ich diesmal überraschend ruhig. Vielleicht lag es daran, dass die Aufregung durch den Flug mit dem Bro (bin noch nie in die Sonne geflogen in meinem Leben) schon gross genug war. Oder es lag daran, dass ich mich einfach wirklich parat gefühlt hab. Oder es lag an meinem grossartigen Support.
Swim
Am Tag vor dem Race hab ich den Tümpel noch mal in ner kurzen 800m Trainingssession gecheckt und festgestellt, auch als Osteseemädel, ist das Salzwasser auf dem Mund nicht gerade mega angenehm. Schadet aber sicherlich dem Auftrieb nicht.
Beim Racebriefing wurde über die Schwimmstrecke nicht viel gesagt, ausser, dass sie sich spontan nochmal geändert hat. Okay, schwimm raus, schwimm rüber, schwimm rein. Sollte ja machbar sein. Blindfisch Claudi hat natürlich sowohl am Vortag, als auch am Raceday nur bis Boje 2 sehen können und ist davon ausgegangen, da gehts dann um die Ecke.
Piep, piep, piep, Piiiieeeepp....ihr kennt ihn alle, diesen Sound. Wenn einem kurz nochmal anständig der Stift geht und du weisst, jetzt ist der Point of no return. Während ich ins Wasser lief dachte ich noch so, dass ich das auch nochmal hätte übern können, hab ich so n Reinrennstart schliesslich zum letzten Mal 2018 auf Rügen gehabt. Eh der Gedanke zu Ende gedacht war war ich auch schon mitten drin. Ironman hat ja diese geniale Erfindung, dass man sich im Startbereich bei seiner ungefähren Leistung einordnen kann. Ich stand also bei 35-40min und habe meine 2091m mit ner Zeit von 38:57min beendet. Die anderen Athleten hatten es nicht so mit der Eigeneinschätzung. War zwar schön für mein Ego, einen nach dem anderen einzusammeln, aber überholen ist auch anstrengend und bedarf Konzentration. Nach der zweiten Boje hab ich von nem anderen Schwimmer als Dank fürs überholen eine kassiert, so dass mir die Brille auf einer Seite verrutscht ist. Das dort eingedrungenden Salzwasser hat mich die restliche Zeit wie ein Zyklop schwimmen lassen. War nicht so angenehm. Nach 4 Bojen war fertig am Horizont.
Aber wo zum Geier war jetzt der Wendepunkt? Schwimmt jetzt da vorne einer falsch und wir Deppen paddeln alle hinterher? Ah nein, es gab noch einen Stand Up Paddler irgendwo ganz klein da hinten. Neben so ner Mini Dreieck Boje. Schlau gemacht, die zum Turningpoint zu nehmen und das vorher nicht so zu kommunizieren. Egal, jammern auf hohem Niveau. Auf dem letzten Stück Richtung Beach stand die Sonne so tief, dass man wirklich nur mit Mühe die nächste Boje, geschweigedenn das Ufer sehen konnte. Aber irgendwie verging das Schwimmen dann doch schnell. Im Race trau ich mich immer net so richtig wirklich voll Gas zu geben, aus Respekt, vor dem, was noch kommt. Das war auch diesmal wieder so. Aber somit kam ich entspannt aus dem H2O. Und hab zwei Dinge durch diesen Part vom Race gelernt: 1.Hör auf ne Pussy zu sein und schwimm endlich mal so schnell wie auch im Training du Wurst. 2. Es hat n Grund das die Typen sich immer alle mit Vaseline am Hals einschmieren (ich dachte immer, die brauchen das, weil sie so n Stiernacken haben, denn ich mit meinem Giraffenhälschen hab mich bis jetzt noch nie wund gerieben). Diesmal sieht mein Hals aus, als hätte jemand versucht, mir die Birne runterzureissen. Das Salzwasser rubbelt wahrscheinlich bissl mehr.
T1- Wechsel waren nie mein Problem, unter Stress funktionieren ist mein Job und hat auch diesmal wieder super geklappt.
Bike
Dubai ist bekannt für seine geile Radstrecke. 200Hm auf exakt 90km durch die Wüste. Ja, ich hatte richtig Bock. Kaum raus aus T1 waren wir auf einer Autobahn, von der 2 Spuren in jede Richtung abgesperrt waren. Schnauze tief und Hackengas. Aero, aero, aero. Der Plan war, 2:40h später vom Bro zu steigen. Aber er wollte mich früher loswerden. Nach 32km hab ich das erste Mal bewusst hochgeschaut und realisiert, was ich hier gerade tue. Ich sitze auf dem Bro und heize durch die Wüste von Dubai. Wie geil ist das denn bitte? Planmässig hab ich mich alle 30min mit Squeezy Gels versorgt, so dass der Wumms in den Beinen auch nicht nachliess, sondern gefühlt immer besser wurde. Einen Wimpernschlag später war ich auch schon am Turningpoint. Auf dem Rückweg ging es dann die lächerlichen Höhenmeter wieder nach unten und der leichte Rückenwind liess mich noch mehr strahlen. Die Strecke war perfekt gesichert, es hatte mehr als genug Schiedsrichter, die fleissig die Trillerpfeife geschwungen und anständig Karten verteilt haben, was ich persönlich auch immer wichtig finde, weil es mich tierisch ankotzt, wenn andere bescheissen. Die sah man dann am Ende alle schön ihre Zeit im Zelt absitzen, gechieht euch Recht ihr Affanassis- fair sport und so, gäll!
02:32:06h- der drittschnellste Radsplit in meiner AK. Das ich diesen Satz mal schreiben werde. Hammer. 90km in so einer Zeit zu fahren ist für mich vor nicht allzu langer Zeit wirklich undenkbar gewesen. All die Stunden und die Liter Schweiss auf der Rolle, alle die schweizer Berge, all die Bike2Works, all die geliebten Trainingseinheiten haben sich ausgezahlt. Ich durfte ernten, wofür ich hart gearbeitet habe und ja, ich platze vor Stolz über diese Zeit und jubel vor Freude über jeden Meter, den ich genossen habe.
T2- Dem Bro noch einen Luftkuss zugeworfen und danke gesagt und ab in die Salmings auf die Laufstrecke.
Run
Elmar Sprink (googelt den Mann und lest sein Buch, er ist der Oberhammer), gab mir im Vorfeld noch den Tipp, nicht auf dem grünen Belag zu laufen. Die Strecke (1.5 Runden) verlief komplett am Strand und da hatte es extra so n Laufboden, der aber voll gefedert hat und wirklich unnötig Energie gekostet hätte. Also lief ich auf dem 20cm Betonstreifen an der Seite und umrundete jede einzelne Laterne. In Dubai war ja Winter, mit 27 Grad an dem Tag. Für mich war es natürlich mega heiss und mein Körper hatte nur wenige Tage, um sich an die Umstellung zu gewöhnen. Hab sonst ja eigentlich kein Problem mit Hitze, aber es war schon wirklich kuschelig. Ich hätte mir ein zwei Verpflegungsposten mehr gewünscht, nicht zum trinken (das mach ich eh nicht auf der Laufstrecke), sondern zum Schwämme grapschen. Hab mich wirklich jedes Mal klatschnass gekippt und zum Teil dann auch noch ne Wasserflasche mit bis zum nächsten Punkt genommen, um mir immer wieder was über die Rübe kippen zu können. Die Beinchen haben gemerkt, dass sie auf dem Bro mehr geleistet haben, als sonst. Der Plan, easy die ersten 10k und dann zu beschleunigen ist nicht aufgegangen. Es blieb bei der Pace und ner Zeit von somit 01:57:10h. Das war definitiv langsamer, als ich es sonst von mir gewöhnt bin. Aber auf dem Bike 20min gut zu machen und dafür beim Run zehn Minuten zu verlieren macht die Rechnung irgendwie schon wieder geil. Und auch wenn ich beim Laufen in den letzten Monaten krass voran gekommen bin, hat mir dieses Rennen gezeigt, dass ich daran weiterhin arbeiten will.
Finish
Auf dem roten Teppich wollt mir doch glatt so n Öpchen meinen Zielsprint versauen (das gleiche hat er sicher von mir gedacht). Aber dafür hatten die Pommesbeinchen dann doch noch genug Kraft um den stehen zu lassen. Rubbeldiekatz- Ironman 70.3. Dubai vorbei.
Im Vorfeld hab ich mit meinem Objekt der Begierde meinen Raceplan besprochen und ihm gesagt, ich möcht gern unter 5:30h bleiben, dann wär ich mega zufrieden. Und er sagte zu mir: 05:15h wirst du machen. Du musst nur diese Zahlen im Kopf haben und dann machst du das. Ich drücke auf Stop auf meiner Garmin- und sehen 05:15:56h (offizielle Finisherzeit weicht natürlich ab- 05:16:03h!).
Bäm, Pipi in den Augen. Ist das möglich? Das ich Hanswurst so ne Zeit hingelegt habe (19min auf meine PB)? Und mich so gut fühle im Ziel. Endorphine, Adrenalin...alles zusammen. So happy, dass ich wirklich flennend meinem Bruder um den Hals falle, der mit meinen anderen geliebten Supporter im Ziel auf mich wartet.
Beim Rausgehen wundere ich mich, über die lange Schlange am Zeitzelt. Julz gratuliert mir und fragt mich, ob ich denn mit meiner Schwimmzeit zufrieden sei. Ich schaue sie verwundert an und sage, ja voll, wieso nicht!? Und sie entgegnet, naja...ne Stunde nochwas, schon langsam. Hääää? Ich schaue auf die App und bin kurz sprachlos. Dann finde ich den Fehler. Startzeit 07:10Uhr- ähm....nein...ich bin 07:33Uhr ins Wasser. Lange Rede kurzer Sinn, danke Dr. Horn, dass du es mir erspart hast, noch länger in dieser Schlange zu stehen und meine Zeiten für mich ändern lassen hast.
Ironman hat im Nachhinein Stellung zu der ganzen Geschichte genommen. Es gab irgendwelche technischen Probleme und bei mehreren hundert Athleten stimmt somit die Schwimmzeit nicht. Da es leider viele Menschen gibt, die soetwas dann versuchen zu ihrem Vorteil auszunutzen und eine falsche Startzeit am Zeitzelt angegeben haben, hat sich Ironman dafür entschieden, dass Schwimmen komplett aus der Wertung rauszunehmen.
Sicherlich ärgerlich für die schnellen Schwimmer unter uns, und auch so oder so alles blöd gelaufen. Aber hey...es ist Technik, na klar sollte es funktionieren, aber ändert es jetzt was, wenn wir n Shitstorm auf IM lostreten? Wichtig ist doch, und Garmin sei Dank, dass ich für MICH weiss, was ich für eine Leistung erbracht habe und wie ich mich dabei gefühlt hab.
Aber vielleicht bin ich jetzt da auch wieder nicht ambitioniert genug.
Oder vielleicht regt es mich auch einfach nicht auf, weil für mich dadurch aus Platz 14 jetzt Platz 5 wurde?
Aber weisst was, ich weiss jetzt auch nicht mehr, welchen Platz ich auf Rügen, in Heilbronn, oder im Allgäu bei meinen anderen Mitteldistanzen hatte. Ich weiss, wo das Wasser kalt war, wo das Laufen besonders viel Spass gemacht und das Radfahren besonders anstrengend war.
Fazit
Kurz und knapp: TU ES! Ein Race, das wirklich ein fettes Krönchen verdient und für mich durch und durch perfekt war. Alle Ansprüche, die ich an einen Wettkampf solcher Dimension stelle wurden übertroffen. Und alle das fand in einem atemberaubend schönen Land statt (darüber gibts n extra Blog).
Danke
Ein ganz besonderer Dank geht an Julz, die ein fantastischer Supporter war und keine Wünsche offen gelassen hat. Ich weiss das unglaublich zu schätzen, danke von Herzen.
Mein geliebter Bruder (mit Girlfriend), der den weiten Weg in Kauf genommen hat, um seine kleine Schwester anzufeuern.
An Andreas, der beste Mentalcoach, den ich mir wünschen kann, der es geschafft hat, dass ich für 05:16:13h mal wirklich geglaubt hab, ne richtig geile Sau zu sein.
An meine Coaches Tri2Gether, die mich mit jeder Einheit schneller und besser werden lassen und denen ich so sehr vertraue!
An Marco von der Gümmelei, der mir den frauenfreundlichen Koffer für den Bro ausgeliehen hat, bei dem sogar die Profis am Flughafen neidisch geglotzt haben.
An DICH, die mir beim Race die Daumen gedrückt und mitgefiebert hat.
Und selbstvesrtändlich an all meine Sponsoren, ohne die ich meinen Traum nie in diesem Ausmass leben könnte: