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Der Hype um die Challenge Roth

Berechtigt oder nur n verdammt gutes Marketing?

  • Race hard, baby Geschichten aus dem Leben

Ist dieses Event wirklich so toll, wie alle immer behaupten, oder haben die einfach das perfekte Marketing?

Es hat mich nie gereizt in Roth an den Start zu gehen. Vielleicht, weil es noch nie etwas gab, bei dem ich wie bestellt zu einer bestimmten Uhrzeit vorm PC gesessen und auf die Eröffnung von Irgendwas gewartet hab, in der Hoffnung einen Platz/ eine Karte oder was auch immer zu bekommen.
Und das wäre mir auch ein Startplatz für die Challenge Roth nicht wert.
Aber seit Jahren stellte sich mir doch auch die Frage- wie machen die das? Warum ist das Race jedes Jahr so schnell ausgebucht und warum wollen alle da hin?

Also stand auf meiner Wishlist schon seit einiger Zeit, mir die Sause da mal zu geben und einfach so hinzufahren.
Vor zwei Jahren stand ich zu dem Zeitpunkt selbst an der Startlinie in Schweden, von daher konnte ich damals nicht hin. Letztes Jahr hatte Andy n Startplatz und ik hab mich gefreut wie n Honigkuchenpferdchen, das wir hineiern.
Kurz vorm Rennen hatte er dann einen schweren Fahrradsturz und landete im Schockraum- Roth war also gestrichen. Trotzdem hinzufahren, mussten wir uns auf Grund einiger Frakturen in seiner Wirbelsäule leider auch abschminken.

2024: Jetzt aber.

Endlich mal n Triathlonweekend, bei dem wir beide uns unter die Zuschauer mischen und viele, viele Freunde anfeuern können.
Pustekuchen. Da hab ich die Rechnung ohne Andys Coach gemacht, der spontan noch für Freunde n Ersatz für den Radfahrer in einer Staffel dort gesucht hat. Na dann also so…auch okay.
Eigentlich wollten wir im Auto pennen, haben uns aber spontan entschieden doch ne Unterkunft zu buchen, weil Gewitter vorausgesagt war.

Das Zinnober in Roth startet ja schon am Donnerstag vorm Race mit einer riesengrossen Expo, von der immer alle so geschwärmt haben. Und sie haben nicht übertrieben.
Aber alles der Reihe nach.
Man fühlt sich in Roth willkommen.

«Welcome home, triathletes!“

Der Banner ist einige Male zu sehen. Und die Leute versprühen auch genau das.
Ik kenn ja meine deutschen, griesgrämigen Pappenheimer. Aber in diesen Tagen in Roth habe ich gelernt, dass meine Landsleute doch wahrhaftig auch richtig herzlich sein können.
Nachdem wir um kurz vor halb elf am Abend in unserer Unterkunft eingecheckt haben, kommt die Hotelmausi fünf Minuten später an die Zimmertür und klopft ganz schüchtern. Wir dürfen unsere „wertvolle Ware“ (so bezeichnet sie die Räder) also auch sehr gerne mit ins Zimmer nehmen- allerliebst.

Freitag fahren wir nach Roth rein. Die Parkplätze sind super ausgeschildert und wir werden eingewiesen. Kosten tut es nichts. Wegweiser bringen uns zügig zur Expo. Und sie ist wahrhaftig riesig. Ganze 4h verbringen wir dort. Treffen viele bekannte Gesichter, quatschen, trinken Limo in der Sonne und holen uns das ein oder andere Schnäppchen. Den Rahmen von Andys geschrottetem Canyon haben wir mit uns lassen ein paar Tritahlonikonen drauf unterschrieben.
Die Fressecke gleicht mehr einem Festivalgelände. Es läuft angenehme Musik, in einer Lautstärke, die trotzdem Unterhaltungen zulässt. Es gibt kulinarisch gesehen eine Menge Auswahl, die man dazu auch wirklich gut bezahlen kann. Es hat Sonnenschirme, Girlanden, genug Spielkram für die Kleinen, viele Sitzmöglichkeiten, ausreichend saubere Klos.
Ik hab zwischendurch n Flashback zum Ironman 70.3. Duisburg, bei dem wir letztes Jahr zum Support für n Freund waren. Also der aufs Rad ging standen wir 1.5h für n Kaffee an (am einzigen Getränkewagen vor Ort) um dann festzustellen, dass man nur in bar zahlen kann.
Wir lassen uns unsere Bowl schmecken und chillen auf der Wiese.

Die Stimmung erscheint mir allgemein ganz anders als bei Ironman.

Da ist ja dieses typische Säbelrasseln im Vorfeld- oder wie ich es auch gerne nenne- der Schwanzvergleich.

In Roth hat es definitiv auch sehr viele Athleten am Start und einigen sieht man schon von weitem an, dat sie anständig Wumms in de Bene haben- aber eben…irgendwas ist anders.
Aber das ist natürlich meine ganz persönliche Wahrnehmung. Es wirkt familiär.
Als Andy das Rad einchecken geht habe ich ein Treffen mit Bocki und die super Chance, ihm einige Fragen zu stellen (separater Block dazu folgt).

Am nächsten Morgen fahren wir entspannt zum Schwimmstart, das Wetter ist zu dem Zeitpunkt noch relativ schön.
Vom Parkplatz laufen wir 10 Minuten und die Stimmung am Kanal ist atemberaubend. Gänsehaut und das ganz ohne die typische Ironmanplaylist über die Lautsprecher.
Es hat wahnsinnig viele Menschen. Alle sind gut drauf und schon fällt auch der Startschuss.
Für mich wäre die Schwimmstrecke so durch den Kanal ja der blanke Horror, wenn ich bei jedem Atemzug einen klatschenden Menschen sehen würde, aber das bin eben ich. Andy hingegen meinte, ihn würde das sehr motivieren. Aber er ist auch Schweizer, offene Gewässer sind halt nicht so seins 😉.
Die Staffeln starten am Schluss. Als ich Andy in der Wechselzone abgebe, fängt es bereits an zu regnen.
Sein Schwimmer kommt nach 55 Minuten aus dem Wasser. Ich hab bereits Position bezogen und bin etwas beunruhigt, über die Radstreckenführung. Die Pros, die mittlerweile auf die zweite Runde gehen kommen mit mächtig Zack von oben und die Athleten, die gerade aus der Wechselzone kommen scheren von rechts auf die gleiche Bahn.
Sicher nicht optimal, aber das wurde bestimmt im Racebriefing gesagt und es kommt auch zu keinen gefährlichen Situationen.
Mittlerweile regnet es Bindfäden. Alle Jungs, die ich sehen und anfeuern wollte, habe ich anschreien können- auch Andy ist strahlend auf die Strecke gegangen.
Ich husche zurück zum Parkplatz und fahre dann ca. 20 Minhuten zum Expo Bereich. Das Parkleitsystem funktioniert auch hier wieder einwandfrei und ich laufe bei mittlerweile wieder bestem Wetter zu T2.
Das Gravel wäre im Kofferraum, aber ich entschiede mich dagegen. Gefühlt alle sind hier in Roth mit dem Rad unterwegs, was bei den Entfernungen auch durchaus Sinn macht. Aber ich hab kein Schutzblech und kann die Blasenentzündung schon riechen, wenn ich dran denke über die noch nassen Strassen zu fahren und dann für die nächsten Stunde n feuchtes Popöchen zu haben.
Und ich hab ja Zeit. Ich schlendere nochmal über die Expo, quatsche hier und da mit Hinz und Kunz und beziehe dann Position 400m vor T2 um Andy noch ein letztes Mal anzubrüllen.
Der Tracker macht mich zwischenzeitlich wahnsinnig, weil er völlig versagt. Wäre Andy auf der kompletten Langdistanz unterwegs, dann wäre ich schon zehn Heldentode gestorben, so bin ich relativ entspannt. Trotzdem freu ich mich natürlich megaaa, als ich meinen Jungen wieder bei mir habe.
Er kann in der Wechselzone danach direkt duschen und kommt mit Käsebrötchen, Reiskuchen und seinem Rad zügig hinaus.
Zum Reiskuchen: Er erzählt mir, eine Dame im Zelt drückt ihm den in die Hand und erklärt ihm strahlend über beide Backen, er müsse den unbedingt kosten, sie habe das Rezept extra für Triathleten entwickelt. Da krieg ich doch gleich Pipi in den Augen, wenn ich sowas höre.

Kurz geniessen wir noch die krasse Stimmung auf der Laufstrecke, da hats echt anständig Leute. Und ich habe den Eindruckt, hier läuft es anders als beim grossen M. Hier feuert jeder, jeden an, so wie ich es geil finde.
Da wir noch n 5stündigen Heimweg vor uns haben, machen wir uns aber relativ schnell auf die Socken.
Andy ist mit seiner Leistung übrigens nicht wirklich zufrieden, sagte, er weiss nicht warum, aber er konnte irgendwie nicht so drücken, wie gedacht. Als er am nächsten Morgen mit 38.3. Fieber aufwacht, ahnen wir, wo wohl das Problem lag 😉.

Roth war herrlich. Roth wird mich definitiv wieder sehen.

Für mich ganz klar eine 10/10- aus Supportersicht.

Als Teilnehmer reizt es mich ehrlich gesagt überhaupt nicht, aber wir sind ja bekanntlich alle unterschiedlich. Der Funke ist für mich nicht übergesprungen, dass ich mit der Hufe geschart hätte, und gedacht hätte, ich will auch mal wieder. Da gibt es andere Rennen, die auf mich warten 😊.