Das Weichspüler Land
Odysseus und die weissen Buden mit den blauen runden Dächern
- IronVan
Odysseus und die weissen Buden mit den blauen runden Dächern. Das war mein Bild von Griechenland.
Feta fressen und Salat, der in Olivenöl ertränkt wurde- joa, da will ich hin.
Die Facts:
Griechenland hat 10.718.565 Einwohner. Der Durchschnittsgrieche wird so um die 81 Jahre alt.
Griechenland hat über 3000 Inseln, wovon nur 180 bewohnt sind. Mir stellte sich häufiger die Frage, ab wann eine Insel, denn eigentlich eine Insel ist. So n grosser Stein mit ‘nem Baum drauf, zählt das auch schon? Keine Ahnung.
Kohle verdient das Land mit Gas- und Erdölvorkommen. Ausserdem werden Wein, Tabak, Oliven, Grapefruit, Soja, Avocado und Spargel angebaut. Schafe, Ziegen und Fische bringen ausserdem Geld aufs Konto.
Zum Thema Nachhaltigkeit ist Griechenland im Kommen. Sie haben perfekte Bedingungen für Solar- und Windenergie und investieren da immer mehr rein. Haben aber noch ordentlich was vor, um vorne mitzuspielen.
348 Sonnentage im Jahr. Na, das ist doch mal n Wort.
Klingt paradiesisch. Man braucht die Wetterapp nie checken, weil es ist eigentlich ja klar, wie es wird. Man weiss eben einfach nicht ob 26 oder 36 Grad. Aber spielt auch keine Rolle. Nach 45 Tagen in Griechenland müssen wir jedoch zugeben: Wir mögen auch wettertechnisch die Abwechslung. Wir hatten mal wieder Lust auf Tanzen im Regen und Wölkchen am Himmel.
Aber begeistert hat uns dieses Land absolut.
Zu meinem Triathlon, den ich in Greece aufs Parkett gelegt habe und zu unseren zuckersüssen Strassenwauzis, die wir aufgenommen haben gibt es ja n Extrablog, den du garantiert schon gelesen hast, oder es jetzt im Anschluss unverzüglich tun wirst, deswegen klammer ich die Themen hier mal aus.
Wir mussten auf Grund der Dreckspandemie über Bulgarien einreisen und haben das Land somit von der Seite aus quasi an der Küste umrundet. Einzelheiten, wie Namen von irgendwelchen Dörfchen oder Inseln erspar ich euch hier. Kann eh keiner aussprechen und weiss auch keine Sau, wo das alles liegt. Ausser Lefkada. Von der Insel hat man vielleicht schon mal gehört, die auch absolut sehenswert ist (am besten jedoch ausserhalb der Saison).
Türkises Wasser, wunderschöne Strände und Olivenbäume, soweit das Auge reicht.
Und Blumen....wooowww...was für Blumen. Für mich war schnell klar, das ist das Weichspüler Land. Denn es riecht entweder nach Blütenzauber oder nach Meeresbriese.
Freundliche Menschen gab es bis jetzt auf unserer gesamten Reise in jedem Land (Deutschland ausgenommen). Aber in Griechenland haben sie echt nochmal eine Schippe obendrauf gelegt. Wir stehen irgendwo hoch oben in den Bergen zwischen den Olivenbäumchen. Ein Öpchen kommt auf dem Quad vorbei und winkt freundlich. Zehn Minuten später kommt er erneut. Er schenkt uns einen Sack mit sieben Eiern. Warum? Keine Ahnung, er war einfach nett.
Wenn man an der Tankstelle nach Wasser fragt, dann wird einem nicht einfach nur der Hahn gezeigt. Dann stehen zwei Griechen da und helfen, die Kisten auszuladen und reichen den Schlauch an.
Wir lernen einen Mann kennen, kochen ihm einen Kaffee im IronVan, während wir plaudern und am nächsten Morgen kommt er und bringt uns einen riesen Sack Hundefutter, als Zeichen seiner Dankbarkeit.
Trinkgeld nehmen die Griechen scheinbar auch nicht sehr gerne an. Wenn man ihnen etwas gibt, dann geben sie einem trotz dankender Ablehnung noch irgendwas dafür. An der Tankstelle schenkte sie mir einen Schokoriegel, der Tierarzt gibt uns dafür zwei riesige Schweineohren usw.
Wir lernen in einem Restaurant ein junges griechisches Pärchen kennen und verbringen spontan mit ihnen den Tag am Strand, nachdem sie uns über extrem abenteuerlustige Strassen in eine Bucht zu einem traumhaften Stellplatz gebracht haben. Dabei erfahre ich, warum es in Griechenland so viele angefangene (und nicht fertig gebaute) Häuser gibt. Wenn du eine Baustelle hast, dann musst du keine Steuern zahlen. Ja dann, würde ich auch mal n Erdgeschoss irgendwo hin zimmern, scheint sich ja zu lohnen.
Ich quetsche Konstantin bis aufs letzte aus und stelle ihm alle Fragen zu Land und Leuten. Ob es TÜV gibt (was ich mir nicht vorstellen kann, bei den Schrottgurken, die hier rumfahren). Ja, scheint es zu geben. Aber mit ‘nem Hunni unterm Tresen hat jeder seinen Aufkleber.
Was in Albanien der Mercedes ist, ist in Griechenland der Pick Up.
Sobald man Hauptstrassen verlässt ist es dann auch fertig mit Asphalt. Unser IronVan ist immer mal wieder an seine Grenzen gestossen und wurde anständig durchgeschüttelt. Das nächste Auto wird also definitiv Allrad und höhergelegt.
Die Griechen hupen, wie auch die Kroaten, um „Danke“ zu sagen.
Wenn man sie vorlässt oder rechts ranfährt, damit sie überholen können, dann wird immer auf die Tröte gedrückt.
Zum Einkaufen hat es in jedem kleinen Dörfchen Gemüseläden an der Strasse. Zitronen und Orangen wachsen einfach wild- ich weiss nicht, wie oft wir Pasta Limone gegessen haben (selbstgekocht natürlich). Das geilste Getränk ist der Kaffee Freddo. Der fehlt mir jetzt schon. Einfach kalter Kaffee. Den trinken die wie Wasser und wir haben ihn also wirklich auch lieben gelernt und uns hin und wieder einen gegönnt. Preistechnisch ist Griechenland ungefähr so wie Deutschland, also für uns, die Schweizer Zahlen gewohnt sind, war es ein Schnäpper da.
Wir sehen täglich kleine Landschildkröten, denen ich stundenlang begeistert beim Schmatzen zugucken kann (oder auch immer wieder beim vögeln). Wir sehen auch einmal eine riesige Wasserschildkröte am Strand, müssen dann jedoch feststellen, dass sie leider tot war. Beim Schwimmtraining begegne ich zum ersten Mal ganz vielen kleinen Fischis.
Das Wasser ist so klar, das kann man gar nicht beschreiben. Das wird noch zu unserem Vorteil, als Andreas die Drohne im Meer versenkt, weil die Puppys plötzlich weglaufen und er die Fernbedienung loslassen muss. Nach 20 Minuten hat er das Ding mittels Magnetes wieder vom Meeresboden gefischt (nach spülen mit Süsswasser und langer Trocknungsphase geht sie wieder an, zeigt jedoch eine Fehlermeldung und startet nicht. Wer sich damit auskennt, möge mir doch bitte eine Mail schreiben, merci).
Die blauen Dächer, die man aus dem Werbespot kennt, habe ich nur ganz, ganz selten gesehen. Ab und an bei Kirchen (die Farbe Blau soll übrigens böse Geister vertreiben). Trotzdem ist Griechenland architektonisch also definitiv sehenswert. Wir haben die grossen Städte gemieden, da wir den kleinen Puppys den Stress nicht antun wollten, nur um n paar Säulen zu bestaunen. Aber die Städte, in denen wir waren, sind alle sehr muggelich gewesen.
Es ist zum ersten Mal vorgekommen, dass wir Hauruck einen Stellplatz verlassen haben.
Wir parkten in einem kleinen Hafen. Wunderschön- 4 Meter hohe Agaven, Meeresrauschen, alles erste Sahne. Und dann kamen zwei Kleinbusse mit insgesamt acht Erwachsenen. Ich weiss nicht, wie ich es politisch korrekt ausdrücken kann, deswegen schreib ich einfach, was ich in dem Moment empfand. Es handelte sich um eine Zigeunerfamilie. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Kinder aus diesem, bis unters Dach mit Knoblauch beladenen T3, ausgestiegen sind. Die Frau kommt mit einem riesigen Flachbildfernseher unterm Arm auf uns zu gerannt und macht uns deutlich (sie spricht kein Wort englisch, dementsprechend Kommunikation mit Hand und Fuss), dass sie Strom braucht, um zu testen, ob er noch geht. Wir helfen ihr freundlich mit dem Eco Flow und sie ist happy, dass die Glotze anspringt. Die Kinder kommen immer wieder und machen unsere Puppys ganz verrückt. Wir versuchen ihnen freundlich mit zu teilen, dass die Hunde schlafen und gerne auch in Ruhe gelassen werden. Die Erwachsenen quatschen uns voll, lachen laut und machen mir irgendwie Angst. Ich will weg. Ich weiss nicht warum, aber die waren mir nicht geheuer. Die Polizei kommt vorbei und empfiehlt uns, uns von ihnen fernzuhalten. Sie bestätigen also, was wir sowieso empfunden haben und wir dampfen kurz nach Sonnenuntergang ab und finden ein anderes, noch viel schöneres Plätzchen.
An einem anderen Stellplatz haben wir unseren ersten Polizeikontakt.
Wir befinden uns in einer kleinen Bucht, ganz allein. Es kommt ein italienisches Pärchen auf dem Motorrad. Sie seien auch mit dem Wohnmobil unterwegs und auf der Suche nach einem Platz. Aber hier dürften wir nicht stehen, das gäbe Ärger von der Polizei, weil die Einheimischen das nicht mögen. Wir sind seit 24h auf dem Platz. In dieser Zeit hatten wir ein 2stündiges Gespräch mit einem Einheimischen und ein anderer kommt zum Speer Fishing am Abend und schenkt uns seinen Fang. Ja, sie scheinen uns hier wirklich nicht zu wollen. Dreissig Minuten nach Abfahrt der Italiener kommt die Polizei. Zufall, oder haben sie angerufen? Man munkelt. Die Männer sind furchtbar lieb. Wir können gerne bis am Abend bleiben, sollen dann doch aber bitte den Platz räumen. Sie wünschen uns lächelnd noch eine schöne Zeit und sind total freundlich.
Mit der Fähre verlassen wir das Land in Richtung Italien. Wir sind bereit für neue Abenteuer, bereit für neues Wetter. Kurz nach unserer Abreise beginnt der Sommer in Griechenland und es herrschen zum Teil selbst nachts noch Temperaturen von über 30 Grad.
Ausserdem war in den letzten Tagen deutlich spürbar, dass Mister Kackvirus auf dem Rückzug ist und die Ferien begonnen haben. Einsame Stellplätze zu finden war weit nicht mehr so leicht, wie bei unserer Ankunft. Wir gönnen es den Urlaubern. Schaut es euch an, geniesst es und seid achtsam mit diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Wir haben noch längst nicht alles dort gesehen und können uns sehr gut vorstellen, nochmal zurück zu kommen.